Pacific Coast - North California

Panorama-GruneKuste

Vor uns liegt, nach Angaben von Hunderten von Amerikanern, der wohl schönste Küstenabschnitt überhaupt. Nun ja, bisher in jedem Ort sagen uns die Einheimischen stolz, dies sei der schönste Küstenabschnitt. Wir lassen uns überraschen. Wir werden aber auch immer wieder gewarnt: Regen, Regen, Regen. Über die beiden grossen Wünsche und geplanten Projekte (Besuch Yosemite National Park und Langlaufen in Lake Tahoe), die wir mit Mike zusammen leider nicht verwirklichen konnten, trauern wir nicht lange nach ... Gut „bewaffnet" mit Anitas frisch gebackenen Butterzopf-Sandwiches geht es von San Francisco wieder los, auf den zweiten, über 700 km langen Abschnitt der Kalifornischen Westküste. Dieser nördliche Küstenabschnitt wird auch als die „Lost Coast" benannt. Dies lässt unsere Erwartungen steigen ...

 

Der Graben

Wir sind noch nicht aus San Francisco raus,da beginnt es auch tatsächlich schon zu nieseln. Ein letzter Ritt über die Golden Gate Bridge bringt nochmals ein Hochgefühl und uns nördlich aus der Stadt heraus. Bereits scheint da auch wieder die Sonne. Im Nachhinein erfahren wir, dass wir knapp einem Hagelniederschlag entgangen sind. Unsere Strecke führt uns nach einigen Kilometern zum San-Andreas-Graben. Hier verschiebt sich SanAndreasGrabendie Pazifische Platte 8 cm/Jahr nordwärts entlang der Nordamerikanischen Platte, welche sich um 2.5cm/Jahr nach Westen und somit direkt auf die Pazifische Platte verschiebt. Als Folge davon bildete sich der bekannten San-Andreas-Graben. Unspektakulär, in schöner Landschaft ist der Graben gelegen. Erst wie ein kleines Tal, später als der lange Tomales Fijord. Es ist ein eigenartiges Gefühl, direkt auf oder neben dem Graben entlang zu radeln. Immer wieder müssen wir daran denken, was wohl wäre, wenn gerade jetzt der früher oder später erwartete „Big Bang" stattfände... zurzeit ist ja die ganze Erde in Aufruhr. Aber es bleibt alles ruhig.

 

The lost coast

Wettermässig spüren wir, dass wir so langsam von der Kalifornischen Wald-KusteSonne Abschied nehmen müssen. Vorbei ist es mit den warmen Tagen. Auch bei schönem, sonnigem Wetter ist es ziemlich kühl und ein strammer Gegenwind macht das ganze noch frischer. Aus dem Zelt kriechen wir nur noch mit Daunenjacke. Immer wieder steht uns mal ein Wetterwechsel bevor, der sich mit einem flotten Rückenwind bemerkbar macht. Doch so schön auch Rückenwind ist, er kündigt einen trüben Regentag an und verdirbt einem ein wenig die Freude am zügigen Tempo. Dank viel Glück, Müttern und Freunden von Freunden bzw. Warmshowern bleiben wir bis jetzt immer noch vor einem Regentag im Zelt verschont. Auch mussten wir noch nie das Zelt bei Regen aufstellen oder einpacken. Und dies nach all dieser langen Zeit „on the road". Unglaublich!!! Aber der Staat Oregon kommt ja näher und näher...

SteileKusteLandschaftlich ändert sich nun der Charakter gegenüber der südlichen Küste.Es wird grüner, wilder, rauer, feuchter, einsamer und noch schöner. Die Strasse windet sich kurvenreich an der steilen Felsküste, an deren Klippen sich die zum Teil gigantischen Wellen donnernd brechen. Die Dörfer sind kleiner, seltener gestreut und bei weitem nicht mehr so touristisch. So gefällt es uns und dies ist die Küste, wie wir sie uns immer vorgestellt haben. Der morgendliche Nebel und die ersten grösseren Waldabschnitte künden bereits die riesigen Redwood Bäume an, die uns weiter nördlich erwarten. Die Vorfreude wächst! Erst geht es aber noch ArchRock1meist mit Blick aufs Meer sehr steile Anstiege hoch und wir werden mit einem überwältigenden Ausblick auf das tosende Meer und die vielfältige Küstenszenerie belohnt. Schon rollen wir aber in rasanter Abfahrt wieder auf Meereshöhe runter. Obwohl wir jetzt über ein Jahr radelnd unterwegs sind, machen uns solch stark hügelige Abschnitte immer noch zu schaffen und wir sind abends regelrecht k.o. Viel lieber fahren wir stundenlang bergauf.Tja, wir sind und bleiben einfach die Mountainbiker

 

Redwoods - Küstenmammutbäume

RedwoodForestDie „Lost Coast" macht ihrem Namen alle Ehre. Vor dem letzten Abschnitt muss sogar der Highway Nr. 1 kapitulieren und zieht ins bergige Inland hinein. Für uns heisst dies bergauf und Überquerung des höchsten Punktes (579 m.ü.M.) der ganzen US-Westcoast. Wir freuen uns, endlich geht es mal richtig lange bergauf! Gleichzeitig ist der Anstieg auch das Eingangsportal in den Humbolts Redwood State Park und später den Redwood National Park. Hier wachsen in feuchtem Klima die riesigen Redwood Bäume. Wir kommen kaum mehr aus dem Staunen ... gewaltig was hier die Natur wachsen lässt. Wenn man direkt neben einem solch majestätischen Baum mit über 12 Metern Umfang und über 100 Metern Höhe steht und weiss, dass dieser schon über 2000 Jahre alt ist, kommt man sich sehr winzig und schwach vor. Doch gerade wir Menschen sind schuld am fast vollständigen Verschwinden dieser Redwoodbäume.

 

Redwood3Weil das Holz besonders witterungsbeständig und weitgehend resistent gegen Pilze und Termiten ist, war es als Nutzholz sehr begehrt. Durch die Höhe liefert jeder gefällte Baum große Mengen Holz (1902 reichte ein durchschnittlicher Redwood für das Material zu 22 Häusern), was die Arbeit der Holzfäller-Teams sehr wirtschaftlich machte. So wurde der Redwood Waldbestand von der Holzindustrie von 2 Millionen Hektaren auf 100‘000 Hektaren reduziert. 1980 erklärte die Weltkulturorganisation der Vereinten Nationen den Redwood-Nationalpark zum Weltnaturerbe.

 

Ein Wiedersehen?

Weit im Norden von Kalifornien passieren wir kurz vor Eureka dEurekaen „Halfway Point" unserer US-Westküsten Tour, zwischen der Mexikanische Grenze und Vancouver. Eureka, ein Holzindustrieort ist mit ca. 20‘000 Einwohnern der grösste Ort nördlich von San Francisco. Auf den ersten Blick kein besonderer Ort; doch wenn man genauer hinschaut gefallen uns die vielen alten viktorianischen Häuser und deren Architektur sehr gut. Nach vielen Zeltnächten geniessen wir hier wieder einmal „vier harte Wände" und ein weiches Bett in einer Warmshower und geben auch unseren Rädern und Wäsche eine Generalreinigung, die sie wohl beide sehr nötig haben. Mit viel Glück ist die Stadt vom schweren Erdbeben (6.5), zwei Tage vor Trinidaddem grossen Erdbeben von Haiti, vor grösseren Schäden verschont geblieben. Pünktlich und wie abgemacht sind wir zwei Tage später in Crescent City, wo wir uns mit Mike wieder treffen wollen. Er will mit uns zusammen für unbestimmte Zeit nach Norden fahren. Leider hat das Treffen nicht geklappt, da Mike sein Zimmer in San Francisco noch nicht weiter vermieten konnte. So fahren wir nach 2111 wunderschönen kalifornischen Küsten-Kilometer über die Grenze zu Oregon ...

See you, Marion and Andi