NL17-Panoramafoto

Logo_SOSKinderdorf Wenn man so lange wie wir in fremden Ländern unterwegs ist, so viel erleben und in seinem Herzen mitnehmen darf, ist es umso schöner, wenn man auf irgendeine Weise auch etwas zurückgeben kann. So kam uns damals der Gedanke , unsere Reise mit einer Sammelaktion für ein SOS Kinderdorf zu verbinden. Ausgewählt haben wir das SOS Kinderdorf „Rio Hondo" in Chosica, weil es von Schweizern gegründet worden ist und auch von der Schweiz aus betreut wird. Natürlich möchten wir uns vor Ort davon überzeugen, wie wichtig die finanzielle Unterstützung wirklich ist, dass das Geld auch gut investiert ist, aber vor allem auch, was für Kinder in dem von uns unterstützten Dorf leben ...

Beim Start unserer Reise vor neun Monaten lag es noch in weiter Ferne, war während all unseren Radelkilometern immer präsent. Ständig waren wir mit Herrn Hans Frauchiger von SOS-Kinderdorf in Liebefeld (Bern) in Kontakt. Wir haben ihm laufend unseren Standort mitgeteilt und er hat unseren Besuch vorbereitet und vor Ort angekündigt.

Heute schreibt das Marandi-Logbuch den 1. Oktober 2009. Herkommend vom NL18-02hohen Andenpass „Abra Anticona" auf 4829 m.ü.M entdecken wir nach 90 km ununterbrochenem Downhill etwas überraschend an einem Haus das Schild „Km 42.5", obwohl wir immer noch 9 km von Chosica entfernt sind. Sofort verlangsamen wir das Tempo und halten Ausschau nach dem Kinderdorf, das bei km 40 sein soll. Und tatsächlich ... kurz danach stehen wir nach insgesamt 9‘197 km, 94‘935 Höhenmeter n und einer reinen Fahrzeit von 625h 45min vor dem Tor „Aldea Infantil SOS Rio Hondo". Ein paar Tage früher als wir es angekündigt haben, sind wir hier und können es kaum fassen. Nun doch schon etwas aufgeregt drücken wir die Klingel ... da kommt auch gerade eine Schar von Kindern aus der Schule zurück, nimmt uns gleich selbstsicher in Empfang und führt uns zu den von uns gesuchten Personen. Sehr herzlich werden wir von Janet, der NL18-04Sekretärin, und Jorge, dem Direktor, in Empfang genommen. Obwohl man uns einige Tage später erwartet hat, ist das kleine, gemütliche Gästehaus schnell bereit gemacht, so dass wir gleich eine erholsame Dusche geniessen können. Schon bald kommen die ersten neugierigen Kinder, die unsere Räder begutachten und viel über unsere Reise und unser Heimatland erfahren möchten. Wir erhalten zwei wunderschöne Zeichnungen von Julia und Renzo, zwei Zehnjährigen aus dem Haus Nr. 2. Schon mit den ersten Eindrücken und Gesprächen spüren wir: Hier ist ein Ort zum Wohlfühlen!

NL18-03Das Kinderdorf liegt auf 1000 m.ü.M. und steht ca. 6 km vor der Stadt Chosica und ca. 50 km vor Peru's Hauptstadt Lima. Es befindet sich im Tal des Rio Rimac direkt an der stark befahrenen Carretera Central und ist von dieser durch eine Mauer geschützt. Es ist schwül-heiss hier. Links und rechts des Tales ziehen riesige, graue Schotterböschungen die Berghänge hoch und es lädt einem nicht gerade ein hier Halt zu machen. Aber steht man erstmal hinter den Mauern, dann tut sich eine kleine Oase auf und es ist überraschen sehr ruhig. Nahe beieinander stehen die zwölf schmucken Familienhäuschen. Viel Grün, gepflegte Wiesen, zwei Sportplätze und ein Spielplatz prägen das kleine Dörfchen.

nl18-01Die Institution SOS- Kinderdorf feiert dieses Jahr ihr 60-jähriges Jubiläum. Das allererste Kinderdorf entstand in Innsbruck und wurde vom Österreicher Hermann Gmeiner gegründet, der Vater der Idee SOS-Kinderdorf. Die Philosophie besteht darin, den Kindern ein Zuhause zu geben, das einer Familie sehr nahe kommt, so dass sie mit Liebe, Respekt und Geborgenheitaufwachsen können. Die Zukunft eines jeden Kindes steht in Vordergrund. Leitspruch Gmeiners: "Die Kinder der ganzen Welt sind unsere Kinder."

Das SOS Kinderdorf „Rio Hondo" wurde 1978 vom Schweizer Max Greminger und seiner Frau Elisabeth gegründet, die während 17 Jahren die Leitung inne hatten und heute ihren Lebensabend in der Schweiz geniessen. Das Kinderdorf hat Platz für rund hundert Kinder in zwölf Häusern. In jedem einzelnen Haus lebt permanent eine „Mama" mit 8-10 Kindern ganz verschiedenen Alters. Aufgenommen werden hier Kinder, die Halbwaisen (ohne Mutter) oder Waisen sind oder die Eltern haben, die aus irgendwelchen Gründen ihre Kinder nicht selber aufziehen können. Der Kontakt zum Rest der Familie soll nicht abbrechen. So gehen die Kinder an Wochenenden je nachdem zu Grosseltern oder Onkeln und Tanten zu Besuch. Oft wir auch therapeutisch mit den Kindern, aber auch denFamilienangehörigen gearbeitet. Wenn dann die Jugendlichen nach Absolvierung der Schule zurückkehren, so hoffentlich in ein gefestigtes Umfeld.

NL18-15Nach  dem Nachtessen begeben wir uns auf Erkundungstour in die zwölf Häuser.Wir dürfen frei herumgehen und überall anklopfen wo wir möchten. „Jede Türe steht für euch offen", sagt uns Direktor Jorge. Das ist uns sehr sympathisch: Keine künstlichen Willkommenszeremonien, sondern herzliche, witzige Gespräche mit den Jugendlichen und ihren Müttern. Herzig, wie liebevoll die Jugendlichen miteinander umgehen: Die Älteren kümmern sich um die Jüngeren. Bestimmt wird's aber nicht immer so harmonisch zu- und hergehen. Wie in einer richtigen Familie eben! An diesem Abend kommen wir nicht über das Haus Nr. 3 hinaus. Zu lange verbeiben wird dort.

NL18-06Am nächsten Morgen ist es ruhig im kleinen „Dörfchen". Alle Kinder sind im der Schule oder im Kindergarten. Zeit für uns, ein Interview mit dem Direktor Jorge Ramirez zu führen und einen kurzen Ausflug ins nahe Städtchen Chosica zu unternehmen. Am Nachmittag trudeln die Kinder ein und wir haben Gelegenheit, weitere Bekanntschaften zu schliessen. Wir schlendern durchs „Dörfchen" und haben sofort wieder eine Schar wissensbegieriger Kinder um uns. Heute Nachmittag reicht die Zeit „nur" für den Besuch inNL18-08 Haus Nr. 5 und 7. Die „Mamas" begrüssen uns herzlich und laden uns zu einem leckeren Jugo ein. Es ist Freitagnachmittag und so sind keine Hausaufgaben angesagt. Einige Kinder können sich sogar auf eine Woche Schulferien freuen. Sofort zeigt uns NL18-09der kleine Juan-Luis stolz all seine Schulhefte. Die kleine Julia zieht uns an den Kleidern auf den Spiel- und Sportplatz, wo auch schon bald viele Kinder von den anderen Häusern versammelt sind. Klar, dass sich die Jungs schon nach kurzer Zeit mit Andi und Johannes beim Fussballspiel vergnügen und Marion kräftig die Schaukeln in Bewegung hält. Am Abend sind wir zum Abendessen im Haus Nr. 2 eingeladen. Es gibt Milchreis mit Zwetschgenkompott. Ein Gericht von dem wir während dem Radeln auch schon geschwärmt hatten! Wir werden derart selbstverständlich und herzlich miteinbezogen, dass wir uns sehr wohl fühlen im Kreise dieser jungen Menschen.

NL18-10Es ist äusserst eindrücklich, das Familienleben direkt miterleben zu können. Wir spüren die grosse Liebe der „Mama" zu ihren „Kindern" und umgekehrt. Die „Mamas" vollbringen hier einen unglaublichen wertvollen Job. Teilweise arbeiten sie hier schon seit 20 Jahren. Sie sind rund um die Uhr für „ihre" Kinder da und organisieren mit einer Leichtigkeit, grosser Ruhe, Freude und Sympathie den Alltag mit den Kindern. Sicher fragt man sich nun, warum es hier nur „Mamas" und keine „Papas" hat. Das haben wir uns natürlich auch gefragt. DNL18-13iese gemeinsame Betreuungsart wurde auch durchgeführt, bzw. getestet; war aber wenig erfolgreich. Die Ehepaare hatten auch eigene Kinder und dies führte unweigerlich zu Problemen der Bevorzugung. So ist man wieder zur jetzigen Betreuungsart zurück gekehrt. Auch die Kinder unter einander haben sich sehr gern und helfen einander, wie Geschwister. Natürlich werden auch alle Kinder in der Haus- und Umgebungsarbeit mit eingeschlossen. Dafür sorgt der rotierende Wochen- und Ämtliplan.

NL18-11Es fällt uns unheimlich schwer, schon am nächsten Morgen von der winkenden Schar Abschied zu nehmen und unseren Weg fortzusetzen. Schön ist es zu wissen, dass hier Kinder, die in ihrem Leben bisher nicht immer Glück hatten, einen wunderschönen Ort der Geborgenheit gefunden haben, der ihnen eine Tür in eine gute Zukunft öffnen kann. Wenn die Jugendlichen mit ungefähr 17 Jahren hinaus ins Berufsleben gehen oder zum Studium das Dorf verlassen, dann hat man nie die Gewissheit, ob sie das Leben nun auch gut meistern werden. Die Jugendlichen werden weiterhin beobachtet und wenn jemand Probleme hat, so steht ihm oder ihr die Tür im Kinderdorf jederzeit offen. Wir haben uns vor Ort überzeugen können, dass die Spendengelder hier in einer sehr guten Organisation mit wenig Bürokratie, richtig und sinnvoll angelegt sind. Wir freuen uns sehr, uns weiterhin für diese gute Sache einsetzen zu können und hoffen, noch lange mit einigen der Kinder in Kontakt zu bleiben.

Das gesamte Kinderdorf "Rio Hondo" wird ausschliesslich aus schweizer Spendengeldern finanziert. Der peruanische Staat beteiligt sich leider nicht an dieser Finanzierung. Das Budget für das Dorf beträgt CHF 350'000.-, das Budget einer einzelnen Familie ca. CHF 25'000.- pro Jahr. Das durch unser Marandi-Projekt gespendete Geld fliesst in einen gemeinsamen Topf, damit alle Kinder im Dorf von diesem profitieren können.

Spendenkonto für das Kinderdorf in Rio Hondo, Chosica:

SOS Kinderdörfer
Hessstrasse 27a
CH-3097 Liebefeld

PC-Konto: 30-31935-2

! Achtung ! Wichtige Vermerke auf Einzahlungsschein:
Aktionscode: 547408
Panamerica, Rio Hondo
A. Hager / M. Jeanbourquin