North Pacific Coast

 

 

 

 

Sturmtiefs über Oregon und Washington

Von San Francisco (USA) nach Vancouver (Can)

 

WelcomeOregon„You know, es wird jeweils den ganzen Tag regen, aber meist nur nieseln." Dies war eine gutgemeinte Information, die wir im Voraus mehrmals zu hören bekamen. Tja, wie viele von den Voraussagungen, war auch diese nicht ganz korrekt - doch diesmal massiv untertrieben. Wir überqueren die Grenze von Kalifornien nach Oregon, da fängt das „Unheil" auch schon an: Wolken brauen sich zusammen, dichter Nebel wabert um die RaincampKüstenfelsen und die Anzeige am Thermometer fällt rasant. Keine zehn Minuten später fängt es an zu nieseln. Es bleibt jedoch nicht dabei. Innert Sekunden beginnt es derart zu schütten, dass wir es nicht einmal mehr schafften unsere Regenhosen zu montieren. Hätten wir zu diesem Zeitpunkt gewusst, was uns in den nächsten 14 Tagen erwartet, wir hätten wohl auf der Stelle ein Appartement gemietet und wären zwei Wochen zum Wandern, Fischen oder Surfen gegangen ;-). So erleben wir die feuchtesten Tage unserer bisher gesamten Reise. Drei Mal müssen wir einen Tag liegend im Zelt mit Lesen, Kochen und Schlafen verbringen, weil es so heftig stürmt und regnet, dass ein Weiterfahren schlichtweg nicht möglich ist. Nach einem milden Winter in dieser Region (die olympischen Spiele haben dies zu spüren bekommen) treffen wir nun auf einen umso kälteren und feuchteren Frühling. Das Wetter ist so unberechenbar wie noch Hailnie. Regen, Aufhellungen, Regen. Mit der Zeit wissen wir auch genau, dass ein plötzlicher Temperatursturz von 2 bis 5° C nichts Gutes mit sich bringt. Dies ist das Zeichen für Hagel. Unzählige Male durchqueren wir solchen Hagelzonen und müssen immer wieder einen schützenden Unterschlupf suchen. Meistens radeln wir am Morgen bei Temperaturen zwischen 3° und 7° Celius. Die Tour durch Oregon und Washington ist also geprägt von Regenkleider an-, aus-, an- und wieder ausziehen. Jetzt könnte man eigentlich ziemlich frustriet sein, ob diesen Umständen, aber wir hatten wieder einmal mehr grosses Glück: Da Tiefdruckgebiete im Gegenuhrzeigersinn wirbeln können wir immer mit einem ganz schön zügigen Rückenwind nordwärts fahren. Also ein schönes Trösterchen.

Der erste Spitalbesuch!!! In einem der dicht im Wald gelegenen Campgrounds, wo wir einen Regentag verbringen, wird Marion Opfer einer hinterhältigen Attacke. Ein Zecke hat sich in ihrem Rücken verbissen und will an den roten Saft ran. Zum Glück haben wir das TicUngeziefer rasch entdeckt und Andi kann die Zecke fachmännisch entfernen. Die nächsten Tage beobachten wir den Einstich sehr genau. Auch wenn keine schlechten Anzeichen für eine Ansteckung mit Borreliose zu sehen sind, gehen wir auf Nummer sicher und suchen das nächste Spital auf. Mit einem Rezept für Antibiotika verlassen wir das Spital wieder und müssen für den Untersuch nicht mal was bezahlen. Für uns etwas ungewöhnlich war dann, dass wir die Medikamente im nahegelegenen Supermarkt kaufen müssen!!!

AstoriaBridge
Astoria Bridge über den Culumbia River

 

Wir ändern unsere geplante Route ...

Der Arch Rock in OregonDie Küsten von Oregon und Washington sind wahrscheinlich noch viel schöner, als wir sie im Regenwetter erleben. Doch im Ganzen gesehen ist es eine Abwechslung, die Landschaften auch in diesen Wetterstimmungen zu sehen, erleben und zu spüren. Und zum anderen sind diese beiden Staaten bekannt für ihren guten Kaffee und die vielen lokalen Bierbrauereien. EssprezzoSo haben wir immer wieder einen Grund in einem der zahlreichen kleinen Café' einen Stopp einzulegen und zu geniessen :-). Zum ersten Mal auf unserer Reise ist es nötig während einer Etappe eine Wäscherei/Laundry aufzusuchen. Wie schon in vielen Filmen gesehen, heisst es nun für uns einmal alles ausziehen und dann rein in die Waschmaschine mit den Stinkklamotten. Nach einer Stunde ist bereits alles erledigt und wir setzen „frisch gewaschen" Laundryunsere Etappe fort. Über die imposante, fast 6 km lange Astoria-Brücke überqueren wir den Columbia River und somit die Grenze zu Washington. Es ist immer wieder ein Erlebnis über solche Bauwerke zu fahren, auch wenn es teilweise aufgrund des Verkehrs gefährlich ist. Nach einem weiteren Regentag im Zelt, haben wir doch langsam genug vom ewigen Nass und entscheiden uns, nicht um den für seine häufigen Niederschläge bekannten Mt. Olympia zu fahren. Wir verlassen die Küste und fahren landeinwärts Richtung Seattle...

 

Einige Firmenbesuche stehen an ...

Über verkehrsarme Strassen fahren wir nach Bremerton hoch um dort mit einer Fähre über den Puget Sound nach Seattle zu fahren. Eine solche leichte und zudem noch spektakuläre Stadteinfahrt haben wir noch nie erlebt. Vor uns türmt sich die Skyline von Seattle auf und die Fähre lädt uns sozusagen mitten in der Grossstadt wieder aus. In Seattle besuchen wir unseren Betreuer der Firma Cascade Design, welcher uns unkompliziert eine Benzinpumpe für unseren Kocher wie auch eine neue Schlafmatte express nach Patagonien geschickt hat. Wir erhalten eine Privatführung durch die gesamte Produktionstätte der Firma uns sehen, wie die MSR-Kocher, Thermarest-Matten Seattleoder die SealLine-Säcke entstehen. Obligatorisch ist für Andi natürlich der Besuch des alleresten Starbucks Coffeeshop welcher Kultstatus hat. Wenn wir schon in Seattle sind fahren wir auch noch den Umweg über Redmond um dort Microsoft (siehe Blog) wie auch Hilleberg The Tentmaker zu besuchen. Diese Besuchebei unseren Materialausrüstern sind unglaublich interessant und eine schöne Abwechslung. Wir können gegenseitig Erfahrungen austauschen und man erfährt von so vielen "geheimen" Neuigkeiten.

 

Island hopping

Die Einfahrt nach Vancouver von Süden her erscheint uns unattraktiv. Ein guter Grund für eine spezielle Route. Es ist ein Highlight auf unserer Reise SaltSpringIslandnach Vancouver. Über Whidbey Island - Fidalgo Island - Vancouver Island - Salt Spring Island - Vancouver Island fahren wir auf einer traumhauten Route mit zählreichen Fährenfahrten von Inseln zu Inseln nach Vancouver Island und wieder zum Festland zurück. Auf einmal ist die Schlechtwetterperiode vorüber und wir können die Fahrt bei sehr schönem Wetter geniessen. Durch diesen "Umweg" können wir auch die Einladung von einem Ehepaar annehmen, welches wir vor knapp 2 Monaten ganz kurz in Kalifornien angetroffen haben. Diese wohnen auf der schönen Insel Salt Spring Island. Auf einer kleinen Lichtung im Wald steht ihr schmuckes Häuschen. Es ist so schön, dass wir gleich drei Nächte da bleiben und diese herrliche Atmosphäre und RuheHummingbird geniessen. Ein besonderer Ort, wir können hier zum ersten Mal die kleinen Kolibris (Hummingbirds) aus nächster Nähe beobachten. Stundenlang schauen wir den kleinen Vögeln zu und staunen ab deren atemberaubenden Flugküste immer wieder.

Nach der insgesamt sechsten Fährenfahrt erreichen wir in der Horseshoe Bay das Festland wieder und fahren von Norden her in die schöne Stadt Vancouver. Yeahhh, ein weiterer grosser Meilenstein unserer Reise ist geschafft. Zum dritten Mal sind wir nun in Vancouver und wieder fasziniert uns die Millionenmetropole, mit ihrer reizvollen Meereslage. Doch diesmal sind wir zum erste Mal mit dem Rad hier und es zeigt sich wieder einmal mehr, dass man auf dem Rad alles ganz anders wahrnimmt; vVancouverFamiel schöner und viel intensiver. Unweit der China Town dürfen wir bei Rebekka, Florian und ihrem Sohn Chan wohnen. Sie sind eine nicht unbekannte Radlerfamilie (http://dreirad.fenris.ca/) und waren insgesamt fast 10 Jahre mit dem Fahrrad unterwegs. Auch nach der Geburt ihres Sohnes Chan sind sie nach einer halbjährigen Pause noch 3 Jahre weitergeradelt bis sie sich nun in Vancouver niedergelassen haben. Immer wieder haben wir unterwegs von dieser Familie gehört und nun haben wir auch noch herausgefunden, dass wir uns sogar in El Chaltén (in Patagonien) mit den Rädern gekreuzt haben, ohne einander zu sehen. Und nur der Zufall hat uns zu ihnen geführt. Für viel Gesprächsstoff ist also vorgesorgt ...

Bye, bye

Andi and Marion