Eine Nacht wird zum Tag

Schon lange haben wir uns diese Begegnung innigst gewünscht. Immer wieder wurden wir vor ihnen gewarnt. Also mussten sie doch in der Nähe sein! Alle Esswaren immer im Auge behalten und die Taschen stets geschlossen halten; dies sind die wichtigsten Massnahmen, um sich vor unliebsamen Erfahrungen zu schützen.

Die erste Attacke blieb zunächst noch unbemerkt: Andi schüttelt bloss den Kopf, als er mitten im Zelteingang eine rote Fahrradtasche Marions liegen sieht. „Typisch!", wird er sich wohl gedacht haben und stellt sie wieder an ihren Ort zurück. Später dann, es ist schon dunkle Nacht,als Marion gerade kopfübervor dem Zelt stretcht und Andi im Zelt an seinen GPS-Waypoints arbeitet.Zwischen den Beinen hindurch erblickt die Stretchendeeinen dunklen, Nachtrelativ grossen Schatten, der vor dem hellerleuchteten Zelt durchwuselt. Huch!!! Was war denn das??? Schnell die Stirnlampe angezündet und in die richtige Richtung geleuchtet. Tatsächlich! Ein leuchtendes Augenpaar, eine dunkle Augenbinde à la Panzerknacker und ein spitzes Näschen. Jööööh, endlich! Ein kleiner BÄR! Besser gesagt ein Waschbär! Ein Racoon! Gar nicht mal so scheu und so fotogen! Wir freuen uns, dass wir nun einen zu Gesicht bekommen haben und wären doch so zufrieden gewesen. Dass uns das Kerlchenaber noch regelrecht unsympathisch werden würde, haben wir zu diesem Zeitpunkt nicht geahnt.

Vor dem Schlafengehen verbarrikadieren wir noch sicherheitshalber den Zelteingang mit Taschen. Man kann ja nie wissen..." Wow, der war aber wirklich schnuckelig", denken wir noch, bevor wir, eingekuschelt in die warmen Schlafsäcke, ziemlich müde eindösen...

„Da war doch was!" Innenzelteingang auf, Licht an! Tatsächlich zieht sich das gleiche Gesichtchen von vorher schnell unter der Zeltwand zurück in Sicherheit. Licht AngriffTurewieder aus und nächster Versuch in Tiefschlaf zu kommen.Wieder schrecken wir auf und bei der Kontrolle sehen wir, dass die Keksetasche bereits Richtung Zeltwand davongeschleppt worden ist und dreckige Pfötchenspuren verraten den Übeltäter. Jetzt aber Fotokamera bereithalten und Licht aus. Jetzt wird richtig lustig. Wir legen uns auf die Lauer und wollen den kleinen Räuber auf frischer Tat ertappen.Beim nächsten Rascheln dann mit der Fotokamera gezielt und voll getroffen! Hihi! Toll so macht's Spass. Das scheint den Kleinen nicht mal gross zu stören und er verliert fast noch seine natürlich Scheu. Trotzdem verdrückt er sich, um wenig später von der anderen Seite, via Zelteingang einen Angriff zu starten. Wieder ein tolles Foto! So, jetzt wird's aber zu bunt und wir würden doch gerne endlich schlafen, sind wir doch recht müde vom gestrigen Radeltag und heute geht's wieder flott weiter. ImZeltDoch da ist der Waschbär anderer Meinung. Solange er keine Kekse bekommen hat, wird er so schnell keine Ruhe geben. Und so startete er noch einen Angriff nach dem nächsten, was uns um unsren wohlverdienten Schlaf und zur Weissglut brachte. Unseren Pfefferspray, den wir für unliebsame Genossen zur Sicherheit dabeihaben, wollten wir im Zelt nicht ausprobieren. Das hätte ins (eigene) Auge gehen können. So nehmen wir halt das Ziel aller Attacken, die Guetzlitasche, ins Innenzelt neben den Schlafsack und siehe da: Ruhe war's und ein frustrierter keiner Bär zieht von dannen...

Vielleicht hat er aber am nächsten Morgen hinter dem Gebüsch triumphiert, als er uns mit dunklen Ringen unter den Augen und wie "gerädert" aus dem Zelt kriechen sah. Guet Nacht!