Panorama1-MachuPicchu

Zu Dritt sitzen wir im schönen Innenhof unseres Hostals in Cusco und brüten einen Plan aus, wie wir am besten und günstigsten in das grösste Touristenziel von Südamerika kommen ... nach Machu Picchu. Gar nicht so einfach ... Die Preise für Anfahrt, Eintritt, Übernachtungen und Essen sind horrend ... Je länger und genauer wir die Sache anschauen, kommt es uns immer mehr nach reiner Abzocke vor: Die meisten Touristen geben auf diesem Trip alleine für den Zug und den Eintritt beinahe 200 US Dollar aus. Für uns Langzeitreisende eine horrende Summe, die für 40 (!) Übernachtungen reichen würde. Aber trotzdem darf man sich dieses Highlight nicht entgehen lassen. Unser Hostalvater und sein gut dokumentiertes Gästebuch helfen uns, eine alternative Route zu finden, bei der man jedoch mindestens drei Tage veranschlagen muss. Mit leichtem Gepäck gehts los, auf eine nicht ganz einfache, zum Teil etwas befremdende aber absolut geniale Reise ...

Als mittlerweile erfahrene und abgebrühte Minibusfahrer Salineraslegen wir zuerst einmal 60 km nach Urubamba zurück. Dort möchten wir im Vorbeigehen die eindrücklichen Salzterrassen Salineras de Maras besuchen. Stellen uns schon auf eine teure Taxifahrt und einen Eintritt ein, vertrauen uns aber einem Tucktuckfahrer an, mit dem wir 10 Minuten aus der Stadt tuckern und uns irgendwo absetzen lassen. Der Fahrer versichert uns, dass es von dort aus nur noch 10 Minuten zu gehen sind und schon seien wir bei den Salinas. O.k. es war dann eine halbe Stunde, aber wir kamen tatsächlich dorthin. Die Salzterrassen liegen versteckt in einem kleinen Seitental und bieten einen fantastischen Eindruck. Durch Verdunstung von Salzwasser wird Salz gewonnen. Auch die Inkas haben hier schon Salzgewinnung betrieben. Kaum wieder an der Strasse TucTuchält glücklicherweise gleich ein Minibus und nimmt uns nach Ollanta mit, wo wir , neben Machu Picchu, eine der grössten Ruinen besichtigen könnten ... aber auch hier verlangt man einen sehr hohen Eintrittspreis. Es ist eine Stunde vor Schliessung und so können wir, nach kurzen Verhandlungen, zusammen mit einem amerikanischen Pärchen zu fünft für den Preis von 2 Personen rein. Die Nacht verbringen wir im besagten Ort in einem einfachen, günstigen Hospedaje, mit Disco (!) nebenan.

Wieder einmal sind die Magenkäfer im Vormarsch ... diesmal trifft es Johannes, der sich am nächsten Morgen gar nicht wohl fühlt. Aber er avanciert zum Helden und wir fahren 3 Stunden Minibus ohne Nothalt, obwohl HotSpringswir nach Auskünften mehrerer Einheimischen eigentlich gar nicht von Ollanta nach Santa Maria hätten kommen können. Aber mittlerweile glauben wir nicht mehr alles, was wir hören! Die Fahrt über den fast 4300 Meter hohen Pass Abra Malaga ist spektakulär, ja eine wahnsinns Landschaft. Nach dem Pass geht es wieder ins nur noch 1250 m.ü.M. gelegene Santa Maria, einem kleinen Nest im tiefsten Peru. Dort heisst es wiederum umsteigen und wir holpern nochmals eine Stunde im Taxi über eine spektakuläre Strasse nach Santa Teresa, wo endlich, seit acht Monaten, der erste Thermenbesuch wahr. Eine schöne Anlage, die 24 Stunden geöffnet ist. In Santa Teresa verbringen wir auch die Nacht. Wir befinden uns wieder auf einer Höhe, wo es wie in Coroico, sehr tropisch und dementsprechend heiss und feucht ist und beissende Fliegen hat.

GeleiseAm folgenden Morgen, es ist Johannes Geburtstag, beginnt ein Kampf mit den örtlichen Taxifahrern, die uns für 20 Soles zum Wasserwerk bringen wollen, obwohl wir überzeugt sind, dass es auch für einen Sol pro Person per Minibus möglich wäre. Mit viel Geduld und ein paar harschen Worten, bei dem auch „Mafia" fällt, fahren wir dann tatsächlich bereits um 10 Uhr zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Wir zahlen dann dem Minibusfahrer auch einiges mehr, weil er sich von den Mafiosis ganz schön was anhören musste, da er ihnen die Touris weggeschnappt hat. In einem wilden, engen Tal, geht es nun zu Fuss durch dschungelähnliche Landschaft, immer auf und entlang von Bahnschienen und einem schönen Fluss nach Aguas Calientes, am Fuss des Machu Picchu gelegen. Die Wanderung hat etwas Abenteuerliches und wir fühlen uns fast wie die Endecker von damals Lachen. Wir umrunden sozusagen die Rückseite des Machu Picchu und können schon bald, weit oben an den Berghängen, die Mauern von Machu Picchu und den markanten Gipfel von Huaynapicchu erkennen, obwohl diese ca. 400 Höhenmeter höher liegen. Die Spannung steigt ...

In Aguas Clientes angekommen, gilt es erst einmal, auf den Geburtstag von Johannes anzustossen. Endlich können wir die von Cusco mitgeschleppte Champagner Flasche öffnen und in unsere ausgetrockneten Kehlen stürzen. Die passenden Gläser fehlen natürlich, aber aus PET-Flaschen lassen sich schnell welche basteln. Glücklicherweise finden wir, trotz kleinem "Schwipps"Zunge rausstrecken, einGeburtstag zahlbares Hostal in Aguas Caliente. Es kommt uns vor, als seien wir in Zermatt während der Hochsaison. Überall Touristen und ein Geschäft und Restaurant jagt das andere. Bei jeder Gaststätte kriegt man beim Vorbeigehen die Menükarte vors Gesicht gedrückt und wird hineingelockt. Schnell noch die Tickets geholt für den Machu Picchu und danach lassen wir bei einer Pizza den Geburtstag von Johannes ausklingen. Übrigens bei Kerzenschein, denn in Aguas Calientes herrschte während 24 Stunden Stromausfall. Schon früh geht es ab ins Bett, wir müssen nämlich um 3.15 Uhr raus ...

In dunkler Nacht machen wir uns um 04:00 Uhr zu Fuss mit rund 100 MachuPicchu1weiteren Verwegenen auf zum Machu Picchu. Es gilt nämlich, an der Kasse eines der 400 begehrten Tickets auf den Huaynapicchu zu ergattern, den bekannten Berg hinter den Ruinen. Uns durchtrainierten Radlern gelingt dies auch locker, sind wir doch sogar unter den ersten zehn, die kurz vor sechs Uhr in der Morgendämmerung aufs Gelände gelassen werden. Wir sind da Lächeln!!! Ein Highlight der Highlights tut sich vor uns auf. Besonders schön und eindrücklich ist die Lage von Machu Picchu, welche auf einem Längsgrat eines Hügels liegt. Es ist einfach zauberhaft, in der Ruhe des Morgens die mystische Inkastadt auf sich wirken zu lassen. Um 10:00 Uhr begeben wir uns auf die stündige Wanderung auf den Huaynapicchu. Es war mehr eine Bergwanderung mit Klettersteigen ... ganz schön steil ging es da hinauf, bei schwül-heissen Temperaturen. Aber die Aussicht auf die Ruinen und die umliegenden Tälern und Gipfeln war gigantisch! Trotz den Preisen und allen Mühen lohnt sich die Besichtigung auf jeden Fall.

Nach einem tollen Tag in Machu Picchu dann die Ernüchterung in Aguas Calientes: keine Train-Tickets mehr nach Ollanta. Die „günstigen" Backpackerwagen, die an MachuPicchu2die einheimischen Züge angehängt werden, sind dermassen rationalisiert, dass sie sofort ausverkauft sind und es dann nur noch solche für 60 Dollars oder noch viiiiel mehr gibt. Wir wollen diesen überteuerten Preis nicht bezahlen und entscheiden uns, nochmals eine Nacht im supertouristischen Aguas Calientes zu verbringen. Dem können wir dann am nächsten Morgen mit dem ersten Zug um 5.35 Uhr entfliehen. In 2 Stunden schleicht der Zug nach Ollanta zurück, wo Andi sogar seinen im Hospedaje vergessenen MP3-Player wieder zurück kriegt :-). Mit einem Collectivo-Taxi lassen wir uns dann nach Cuzco zurückfahren, wo wir etwas erschöpft, aber glücklich wieder unser gemütliches und ruhiges Hostal geniessen können.

Obwohl recht umständlich, so ist doch diese Art, den Machu Picchu zu erreichen sehr spannend und man bekommt unheimlich viele schöne Landschaften zu sehen. Noch schöner wär's natürlich, einen grossen Teil mit dem Rad zu fahren! Aus Zeitgründen haben wir aber darauf verzichtet. Zudem muss man nicht die überteuerte Eisenbahn nehmen, Denn dieses viele Geld kommt gar nicht in die Kassen Perus, da diese Strecke nicht der Perurail gehört, sondern der europäischen Orient-Express-Gesellschaft.

Cusco verlassen wir nur ungerne ... die Inka-Hauptstadt hat uns sehr gefallen. Eine sympathische Stadt (wenn man die Vororte weglässt) mit langer, langer Geschichte und zahlreichen Sehenswürdigkeiten in und rund um die Stadt. Nachdem 1911 Machu Picchu entdeckt wurde, wurde Cusco zum absoluten Tourismuszentrum. 1950 wurde die Stadt zu 90% von einem Erdbeben zerstört und 1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.


Am 11. September fahren wir weiter durch die Berge Perus Richtung Lima und SOS-Kinderdorf in Chosica. Vom hören Sagen, steht uns einer der strengsten Streckenabschnitte bevor ... aber wir freuen uns und wir sind ja gut erholt.

Herzliche Grüsse aus Cusco

Marion, Andi & Johannes