Raus aus El Calafate!!! Zum ersten Mal sind wir froh, einen Ort verlassen zu können. El Calafate war nicht nach unserem Gusto. Es ist extrem touristisch und dadurch (aus unserer Sicht, gesehen), unfreundlicher als anderswo, sehr teuer und Preis/Leistung stimmen nicht. Sicher hat auch die "Fiesta de los Lagos", welche Unmengen von jungen Leuten angezogen hat, dazu beigetragen.

Trotzdem hat El Calafate einen Höhepunkt zu bieten - der bekannte Gletscher Der Perito Moreno Gletscher"Perito Moreno". Zusammen mit Timo und Johannes, zwei Radler aus Deutschland, welche wir 4 Tage zuvor angetroffen haben, mieten wir ein Auto und fahren die 80km zum Gletscher. Da wir schon früh morgens (06:00 Uhr) losgefahren sind, können wir uns sogar die Gebühr für den Natioalpark sparen, weil die Parkwächter noch schlafen... (he, he). Leider hat sich das frühe Aufstehen nicht ganz gelohnt - es hat den ganzen Tag in Strömen geregnet. Nach wenigen Gehminuten stehen wir aber vor den gewaltigen Eismassen des Perito Moreno, die in den Lage Argentino "fliessen". Wow - ein fantastischer Anblick. 50 m hoch ist die Eiswand vor uns und der Gletscher ist 14 km lang. Leider sehen wir wegen des Nebel nur einen Bruchteil weit. Trotz Kälte und eisigem Wind verbringen wir doch fast 6 Stunden am Gletscher - und im Restaurant ...

Zurück in El Calafate: Eigentlich warten wir immer noch auf unsere Kocher-Pumpe. Doch auch nach drei Tagen ist sie immer noch nicht in El Calafate eingetroffen. Das Organisieren, Telefonieren und hin- und her mailen nervt uns so langsam. So entscheiden wir uns am Mittag spontan, El Calafate zu verlassen um nach El Chalten zu fahren. Noch schnell für 4 Tage einkaufen und um 16:15 Uhr (!) radeln wir los. 65 km fahren wir an diesem frühen Abend und schlagen um 20:00 Uhr, noch vor dem Eindunkeln, irgendwo am Strassenrand unser Zelt auf. Zum Glück regnet es in der Nacht nicht, denn unser Zelt steht nicht gerade an einem günstigen Ort...

Am nächsten Tag war uns das Glück nochmals hold. Wir stehen um Um 7:00 Uhr mit schöner Morgensonne Richtung El Chalten05:00 Uhr auf und können noch im Trockenen unser Zelt abbauen. Bei herrlicher Morgensonne gehts los - doch bereits nach einer halben Stunde beginnt es zu regnen. Schon etwas nass können wir uns 3 km später in einen Unterstand bei einem Strassenamt "retten". Dass hier in dieser verlassenen Gegend, genau jetzt ein Strassenamt steht, war ja wirklich ein super Zufall . Auf den ersten Blick scheint der Posten unbesetzt... Wir ziehen uns um und kochen gemütlich einen (zweiten) Kaffee. Nach einer Stunde wollen wir wieder losradeln, da hören wir eine Stimme ... Welch ein Zufall!!!... Wir mit Eduardo vom StrassenamtEs ist Eduardo, der Mann vom Strassenamt in El Cerrito, welcher uns damals ein Mittagessen offeriert hat. Er wurde für diese Woche hierher versetzt und ist anscheinend froh, dass er uns trifft. Das gibt Abwechslung in seinen einsamen Arbeitstag. Die Einladung zum Tee können wir nicht natürlich nicht abschlagen ...

Nach 2 Stunden fahren wir dann endlich weiter (wir haben ja schliesslich erst 10 km gemacht). Die asphaltierte Strasse führt uns in einen schönen Canyon mit einem mäandrierenden Fluss, wo wir wieder mal auf Schotterstrasse treffen (!!!). Das bleibt die nächsten 30km so, bis zum Lago Viedma, wo dann die Strasse dreht und die letzten, sehr harten, voll dem Gegenwind ausgesetzten 90 km nach El Chaltén zurückzulegen sind. Wir haben vor, gleich am Lago Viedma an einem windgeschützten Ort die Nacht zu verbringen, um dann in zwei Tagen in El Chalten zu sein...

Eine Geschichte, die einfach so kommen musste ...Wir machen uns also auf die geplante Strecke und freuen uns, dass wir recht gut vorankommen und der Asphalt sogar früher als gedacht beginnt. Da hält ein alter Lastwagen (wirklich eine alte Kiste) bei Andi an (Marion fährt in diesem Moment 50m weiter vorne) und ein 13jähriger Junge steigt aus. Mit gebrochenem, aber tollem Englisch für sein Alter, will er uns zum Aufsteigen überreden, denn es sei ja brutal hart bei diesem Wind nach El Chalten zu fahren. Gut festhalten ... im alten Lastwagen nach El ChaltenAndi traut dem Jungen nicht ganz und schlägt die Einladung sofort ab und zudem wars momentan mit dem Wind noch ganz o.k. "I ask my girlfriend first", will Andi den Jungen abwimmeln. Dieser aber sagt: "OK, I'm waiting here!" Wir besprechen das Ganze nochmals und sagen uns, OK, bis zur nächsten Estancia können sie uns ja mitnehmen, damit wir noch genügend Zeit zum Abendessen und Zelt aufschlagen haben. Wir laden die Fahrräder und das Gepäck auf und auch wir steigen hinten in den Lastwagen, wo bereits zwei Hitchhiker drin sind. Der Laster ist oben offen, hat aber hohe Wände, so dass man nichts von der Landschaft sieht. (Gottlob haben wir ja das GPS, falls sie uns irgendwohin verschleppen!). Nach einigen Km werden die beiden anderen Fahrgäste ausgeladen und Marion und ich können vorne einsteigen, damit wir selber bestimmen können, wo wir aussteigen wollen. Als wir in die Führerkabine einsteigen, sitzt da ein Mann, aber der Fahrersitz ist leer - hmmm komisch kommt uns das vor. Doch dann kommt die grosse Überraschung. Der kleine Junge, Francisco heisst er, setzt sich doch tatsächlich ans Steuer und fährt los... Jetzt können wir uns aber unterhalten und erfahren so einiges über die illustre Gesellschaft. Dabei wird natürlich auch der Mate umhergereicht ... Mit Mate-Tee und interessanten Gesprächen gehts im Truck leichter gegen den Wind.Vater und Sohn aus Calafate sind unterwegs nach El Chaltén zu der Baustelle, wo sie ein Hotel am Bauen sind. Der Vater war mal Militärpilot und in Hergiswil bei den Pilatusweken auf Besuch. Beim Mate werden wir dann eingeladen, auf dem Grundstück, wo das Hotel gebaut wird, zu zelten. Im Rohbau hat es bereits eine Dusche mit warmem Wasser, ein Klo und eine Küche mit Gasherd. Was will man mehr??? Wir wollten ja bei der nächsten Estancia abspringen!? Tja, sorry, wir konnten einfach nicht anders... Wir sind also eigentlich unfreiwillig regelrecht in einen Lastwagen hineingezerrt worden, ehrlich!!!

Und jetzt sind wir hier und geniessen El Chaltén. ElChalten2Uns gefällt El Chaltén sehr. Es ist klein, in einer etwas rauheren, bergigen Landschaft, umgeben von Felsen. Der Ort ist Ausgangspunkt für diverse Wanderungen und Trekkings., allen voran natürlich zu den bekannten Gipfeln Cerro Torre und Fitz Roy. Das Wetter macht sich gut, denn gerade hat El Chaltén eine 9-tägige Regenperiode hinter sich. Wir haben bereits eine tolle, 4-stündige Wanderung gemacht, um den Cerro Torre zu sehen - aber leider nein - die Bergnadel steckt hartnäckig im Nebel und hinter Wolken - wie soll's anders sein bei diesem Berg. Es ist bekannt, dass der Gipfel nur an wenigen Tagen im Jahr zu sehen ist. Hingegen hat sich der Fitz Roy enthüllt, ebenfalls ein wunderschöner Berg mit vereisten Wänden und Gipfel. Wir hoffen fest, dass sich der Cerro Torre noch zeigt, denn viel Zeit hat er noder besser gesagt wir, incht mehr, denn nach der vierten Übernachtung müssen wir weiter. Die Etappe nach Villa O'Higgins mit dem Pass, den wir zu Fuss Gepäck schleppend überwinden müssen, wartet auf uns. Wir müssen die vorausgesagte Schönwetterperiode ausnutzen, denn auf dem Übergang ist es durch den Regen sumpfig und es hat teilweise Hochwasser. Und dann geht es endlich: auf die CARRETERA AUSTRAL!!! Fertig Wind (dafür vielleicht viiiiiiel Regen)! Die Highlights lassen nicht nach. Lassen wir uns überraschen...

Hasta luego, chicos y chicas!!!