Von Prince George nach Watson Lake (09. bis 28. Mai 2010)

 

Zahlreiche Vögel, ein Streifenhörnchen, viele Ground Squirrels, zwei Biber, zwei Kojoten, sechs Moose (Elche), elf SchwarzbĂ€ren und ein Grizzly konnten wir auf unserem Weg nach Watson Lake erblicken. Wilde Tiere in freier Natur zu sehen und zu beobachten gehört zum Schönsten an der Reiserei, obwohl uns zwei SchwarzbĂ€ren und der Grizzly ziemlich beunruhigend nahe kamen ... aber bis zu dieser Story fahren wir noch ein paar Kilometer ...

 

Houston, we have a Dentist ...

Mit einem ĂŒberraschenden Geburtstagsgeschenk in der Tasche, einer 20.- Dollar Karte von Tim Hortons (lecker), welche Andi von David und Megumi, unserer 01-LandschaftPGWarmshower Gastgebern erhalten hat, verlassen wir Prince George auf dem Yellowhead Highway Richtung Westen. Noch ĂŒberraschender ist, dass wir bereits kurz nach Prince George den ersten SchwarzbĂ€ren am Strassenrand endecken. Da ist sie nun, unsere erste Begegnung auf den FahrrĂ€dern mit einem BĂ€ren ... Es ist uns gar nicht wohl dabei und wir realisieren, wie ungeschĂŒtzt wir eigentlich sind. Kein rettendes Auto steht hinter uns, wo wir einfach einsteigen können. Der immerhin ca. 60 Meter entfernte BĂ€r beobachtet auch uns ganz genau und steht nun auch noch auf seine Hinterbeine um uns besser zu sehen.Ohhh, das ist ein ziemlich grosses Exemplar. Da fahren wir doch lieber ganz langsam weiter und machen uns aus dem Staube (deshalb kein tolles Foto von ihm). Unser Tagesziel nach exakt 100 km 01-Paul1auf denen wir wohl kein einziges Dörfchen oder Haus passiert haben, ist Vanderhoof, wo wir natĂŒrlich gleich ins Tim Hortons Restaurant hineinstĂŒrzen und einige Donuts und guten Kaffee geniessen. Übernachten können wir entlang des Yellowhead Hwy‘s auf Campgrounds, die immer noch geschlossen sind, an Seen, auf einer Farm bei deutschen Imigranten und bei Paul. Dieser ĂŒberholt uns mit seinem „Zebra" Seitenwagen Motorrad irgendwo auf der Strecke und hĂ€lt uns weiter vorne auf. „Do you already have a place for the next night?". Nein, natĂŒrlich haben wir keinen und natĂŒrlich nehmen wir seine Einladung an. Paul ist Zahnarzt und wohnt in Houston, einem k02-Paul2leinen Ort entlang der Strecke. Als wir schon am frĂŒhen Nachmittag in Houston ankommen, arbeitet Paul immer noch in seiner Praxis. Kein Problem, sein grosses Haus ist offen und wir können schon mal vorgehen, Duschen, Waschen und uns breitmachen. Es ĂŒberrascht uns immer wieder wie offen, nett und vetrauensvoll diese Leute hier sind. Paul ist ein cooler Typ, er hat schon so viel erlebt und erzĂ€hlt genĂŒsslich seine Stories. Er ist auch ein sehr talentierter Mann; in seinem kleinen NĂ€hatelier nĂ€ht er uns sogar ganz professionell neue Halterungen an unser Tarp (unser alter Zeltboden) an.

Nach einigen Tagenmit Ă€hnlicher, hĂŒgeliger Waldlandschaft Ă€ndert sich diese bei 03-erscheSchneebergeSmithers in eine wunderschöne Bergszenerie. Schneebedeckte Gipfel umgeben uns und gelbe LöwenzahnblĂŒten sĂ€umen den Weg. Man spĂŒrt es förmlich wie der FrĂŒhling mit voller Kraft erwacht und zu spriessen beginnt. Smithers ist fĂŒr uns auch der Ort fĂŒr Grosseinkauf. Denn auf dem folgenden Cassiar Highway sind Nahrungsmittel sehr rar und so kaufen wir fĂŒr sieben Tage Essen ein. Wow, wohin nur sollen wir mit all dem Zeugs, als wir aus dem 04-FoodSupermarkt raus kommen. In alle nur erdenklichen Winkeln unserer Taschen stopfen wir rein, was wir nur können. Noch nie auf unserer ganzen Reise mussten wir fĂŒr so viele Tage Verpflegung mitschleppen. Schwer beladen, machen wir uns auf zu unserem nĂ€chsten Ziel und Ausgangspunkt fĂŒr den Cassiar Hwy. Über hohe BrĂŒcken und vorbei an "Indiander" (First Nations) Dörfern erreichen wir nach sechs Tagen die 30 km abseits unserer Route und im wunderschönen Kispiox Valley gelegene Moonlight Mountain Farm.

 

 

Back to the Roots - Moonlight Mountain Farm im Kispiox Valley

04-MoonlightMountainFarm

In der Warmshower bei Jonathan and Emily wollen wir uns noch einmal etwas ausruhen, bevor wir uns auf den einsamen Cassiar Hwy und unsere erste grossen Herausforderung in Nordamerika begeben. Die beiden kommen ursprĂŒnglich von Vancouver Island und sind auf ihrer Kanada Radreise hier hĂ€ngen geblieben, was wir nur zu gut verstehen können. 05-SteineAn einem wunderschönen Ort, total abseits, von Wald umgeben, haben sie vor 1.5 Jahren ein ziemlich runtergekommene Farm mit einem riesigen GrundstĂŒck gekauft.Mit viel Enthusiasmus und viel harter Arbeit haben sie das Wohnhaus, die Felder und der Garten bereits zu einem wunderschönes Bijou gezaubert. Mit einem Pferd, vier Schafen, einer Kuh, HĂŒhner und Gartenprodukten möchten sie hier weitgehend als Selbstversorger leben. Da wird Joghurt, KĂ€se, Butter, Quark, Brot und sogar Eiscreme selber produziert. Alles schmeckt total lecker. Uns gefĂ€llt es hier so gut, dass wir gleich 4 Tage bleiben und natĂŒrlich auch selber Hand anlegen und mithelfen. Das erste grosse Projekt sind die vielen Steine aus dem vor 06-Sheepdem Haus liegenden Acker zu entfernen. Den ganzen Tag lang sammeln wir die kleinen und teils sehr grossen Steine ein und laden sie in die Traktorschaufel. Sagenhafte sieben Tonnen Steine haben wir am Ende des Tages von Hand aufgelesen. Diese Schwerarbeit geht nicht spurlos an uns vorbei ... wir haben die nĂ€chsten zwei Tage grauenhaften Muskelkater!!! Marion hilft im Haushalt, setzt frische Salatsetzlinge im Garten, kocht typische Schweizer Gerichte wie Älplermakkaronen und Röschti und Andi hilft Jonathan beim Ausmessen des GrundstĂŒcks mit GPS und beim Schafe scheren - natĂŒrlich von Hand, ohne maschinelle Schere. Wir wĂ€ren am liebsten noch viel, viel lĂ€nger geblieben ... es war eine ganz tolle Zeit. Einziger Wehrmutstropfen den wir mitnehmen sind die Bakterien von Jonathans ErkĂ€ltung. Diese legen auf dem Cassiar Highway zuerst fast Andi flach und danach auch noch Marion ...

Wir fahren nicht denselben Weg zum Highway zurĂŒck sondern nehmen von der Farm die einsame Hinterlandstrasse durch das Kispiox Valley, welche 07-KispioxValleynach fast 90 km auf den Cassiar Hwy trifft. Nun dringen wir definitiv in einsame Wildnis vor. Das Tal ist kaum bewohnt und Jonathan gibt uns noch auf den Weg mit, dass wir auf der fĂŒr den Autoverkehr gesperrten Mitten Main Road wohl auf ziemlich viele BĂ€ren treffen werden. Hmmm ... es ist schön BĂ€ren zu sehen und doch wĂ€re es uns lieber, dass wir auf keine BĂ€ren treffen. Etwas beruhigend ist fĂŒr uns, dass wir ein wenig ausgerĂŒstet sind.00-BearEquipment BĂ€renglocken (die nĂŒtzen zwar nichts) und eine Trillerpfeife (sehr nĂŒtzlich) fĂŒr Langdistanz Warnungen, einen Bear-Banger (chlöpft wie ein Schweizerkracher) fĂŒr Mitteldistanz Warnungen und BĂ€renspray fĂŒr den „Nahkampf". Viel wichtiger aber ist es, dass man sich richtig verhĂ€lt im BĂ€rengebiet. LĂ€rm machen nĂŒtzt sehr viel, da die BĂ€ren scheu sind und nachts ja immer alles Essen, oder alles was sonst gut riecht ausser Reichweite der BĂ€ren in Sicherheit bringen - nie etwas im Zelt lassen.

Nach 40 km zweigt die Talstrasse in die Mitten Main Road ab, welche uns ziemlich bergig und streng ĂŒber einen HĂŒgelzug ins andere Tal rĂŒberbringt. Wir sind keine 2 Kuven weit gefahren, da erblicken wir auch schon einen grossen SchwarzbĂ€ren vor uns auf der Strasse. Obwohl wir angehalten haben, schlĂ€gt unser Puls 08-Blackbear-Treenoch schneller als vorher berghoch. Wir rufen, pfeifen und winken was wir können ... uns siehe da ... der BĂ€r blickt kurz hoch und verschwindet sofort im Wald. So haben wir es gerne und wir können weiterfahren. Unglaublich, zwei Kurven weiter hören wir ein lautes knacken und gekratze in den BĂ€umen. Den BĂ€ren im Baum oben sehen wir nicht, weil wir uns auf den gleich unmittelbar neben uns am Strassenrand befindlichen BĂ€ren konzentrieren. Dieser ist wohl auch  sehr erschrocken, kratzt am Baum, klettert zwei Meter hoch, kommt wieder runter und atmet sehr laut und schwer. Kurz ein Foto und einfach nur ganz langsam weg ... hier wimmelt es ja nur noch von BĂ€ren und wir sind fast ein wenig beunruhigt, was wohl noch auf uns zukommt...!

 

Traumstrasse: Cassiar-Stewart Higway

Wir treffen auf keinen BĂ€ren mehr und nach ĂŒber sechseinhalb Stunden Fahrzeit erreichen wir auf der anderen Talseiten den Cassiar-Stewart Highway, wo wir ziemli09-AmLagerfeuerch mĂŒde am kleinen Bonus Lake unser Zelt aufschlagen. Doch wir können uns nicht gleich auf die faule Haut legen ... zuerst heisst es noch einige Liter Wasser aus dem See filtern, Abendessen kochen und dann ein richtiges Lagerfeuer entzĂŒnden - es ist eine romantische AtmosphĂ€re,genau so wie man es sich immer wĂŒnscht. Unsere Essenstaschen verstauen wir im etwas abseits gelegenen ToilettenhĂ€uschen, verschliessen es gut, legen nochmals ein grosses StĂŒck Holz aufs Feuer und wollen in den verdienten Schlaf sinken. Doch das geht nicht so einfach ... nach diesem erlebnisreichen Tag wecken einem immer noch die kleinsten GerĂ€usche in der stillen Nacht ...!

Das Wetter hat es bisher immer recht gut mit uns gemeint, doch am ersten Tag auf dem Cassiar Hwy verschlechtert sich dieses. 09-MeziadinLakeWolken ĂŒberziehen das Tal und es beginnt just in der Mittagspause zu regnen. Am nĂ€chsten Morgen ist das Tal komplett mit Wolken verhangen. So entscheiden wir uns spontan, einen Tag in Meziadin Lake zu bleiben, weil es einfach zu schade ist, bei schlechtem Wetter diesen Highway zu fahren. Zu viele Ruhetage können wir uns aber nicht leisten, da uns ansonsten unsere Essensreseven ausgehen könnten. Wie schön, dass man auf dem Camping spontan von einem Kalifornischen Ehepaar zum Nachtessen im Camper eingeladen wird und sogar noch mit einem Lunchpaket versorgt wird. Das Warten hat sich gelohnt, der nĂ€chste Tag beschert uns sonniges W10-Taumstrassseetter und nun eröffnet sich uns die Schönheit der Landschaft entlang des Highways. WĂ€lder, zahlreiche FlĂŒsse, Seen und wunderschöne, noch mit Schnee bedeckte Berge umgeben uns. Es ist schlichtweg traumhaft schön hier. Hier fĂŒhlen wir uns wohl und saugen diese Natur nur so in uns auf. Dieser Highway ist definitiv ein Highlight unserer Tour. Er ist abwechlungsreich, fĂŒhrt uns durch die wahre kanadische Wildnis wie wir sie uns immer vorgestellt haben, mit stĂ€ndigem Auf und Ab und ĂŒber PĂ€sse von einem Tal ins andere.

 

 

Besser wir treten den RĂŒckzug an ...

Themenbild-Panamerica-Kanada

Viele BĂ€ren und Moose können wir auf unserer Fahrt erblicken, was unsere Augen erfreut. Aber leider zu oft verschwinden diese auch gleich wieder im Wald, weil sie so scheu sind. Die beiden folgenden BĂ€renerlebnisse werden wir jedoch nicht so schnell vergessen. FĂŒnf Kilometer nach dem Campground in Meziadin Lake erblicken wir zwei SchwarzbĂ€ren direkt neben der Strasse. OK, kein Problem denken wir. Wir rufen, winken und pfeifen wieder und weg sind sie. Denkste! Die beiden blicken kurz auf und rĂŒhren sich nicht von der Stelle. Also noch ein bisschen nĂ€her heranfahren und wieder pfeifen und winken. Nichts tut sich. Die BĂ€ren queren gemĂŒtlich die Strasse, sehen uns an und bleiben 11-Blackbear-MeziadinLakewieder stehen. Die sind völlig cool und mĂŒssen sich wohl schon etwas an Menschen gewohnt sein. Ob die auf uns und unser Essen warten? Wir trauen der Situation nicht und es erscheint uns zu heikel, einfach langsam zwei Meter neben den BĂ€ren durchzuradeln. So entscheiden wir uns zu warten bis ein Auto kommt, das uns evt. helfen kann. Nach einigen Minuten erscheint ein grosses RV, das wir zum Anhalten bringen. Wir erklĂ€ren dem Ehepaar kurz die Situation und dass sie langsam bei den BĂ€ren vorbeifahren sollen, damit wir geschĂŒtzt auf der anderen Seite die BĂ€ren passieren können. Ohhh nein, gerade als wir bei den BĂ€ren sind, wechseln diese ĂŒberraschend wieder die Strassenseite. Sofort lassen wir uns zurĂŒckfallen und wechseln auf die andere Seite des RV's. Langsam fahren wir an den BĂ€ren vorbei und beschleunigen das Tempo mehr und mehr, bis wir ausser Gefahr sind. Ziemlich erleichtert setzen wir unsere Fahrt fort. An diesem Tag sehen wir noch weitere sechs SchwarzbĂ€ren an der Strasse, doch alle verschwinden sofort im Wald.

Nur der eine Grizzly BĂ€r am darauf folgenden Tag will einfach nicht weg von der Strasse. Und dies nur 500 Meter vor unserem Campground, nach einer ĂŒber 120 km langen Etappe mit ĂŒber 1400 Höhenmetern auf der wir auch noch in unser aller erstes Gewitter unserer Reise gefahren sind. Wir sind mĂŒde und wollen uns einfach nur noch hinsetzen. Aber erst mĂŒssen wir an diesem BĂ€ren vorbei ko12-Grizzly3mmen, der nun sogar auf uns zu kommt. Alles Winken und Pfeifen nĂŒtzt nichts. Von der Böschung kommt er hinab auf die Strasse und lĂ€uft langsam gegen uns. Und nun, was machen wir? Es wird uns wieder ziemlich komisch. Nun ist er noch 40 Meter von uns entfernt. Wir entscheiden uns, das erste Mal einen Bear-Banger einzusetzen. Nur ja nicht hinter den BĂ€ren schiessen, sonst rennt er auf uns zu. Also schön senkrecht in die Luft und ein lauter Knall ertönt. Der BĂ€r erschrickt und rennt weg in die niedrigen BĂŒsche und den Wald. „Cool, das funktioniert ja super"! Doch keine 10 Sekunden spĂ€ter taucht der BĂ€r wieder auf, kommt die Böschung wieder runter und wieder auf uns zu. Nun ist uns definitiv nicht mehr wohl ... jetzt gibt es nur noch RĂŒckzug! Ganz langsam drehen wir unsere RĂ€der und rollen erst langsam, dann immer schneller davon. Nach 300 Meter halten wir wieder an und beobachten. Der BĂ€r ist inzwischen stehen geblieben und endlich trottet er gemĂŒtlich davon und in den Wald hinein. Der Weg ist frei und wir können zum Campground fahren. Ein wunderschöner Platz am Kinaskan Lake. 13-ThunderDort erfahren wir, dass es ein junger Grizzly war, dessen Mutter vor fĂŒnf Tagen von JĂ€gern geschossen worden ist. Der arme "kleine" Grizzly war wohl einfach nur gwunderig und trottet hilflos in der Gegend rum, wohl immer noch auf der Suche nach seiner Mutter. Wir sind wieder zwei glĂŒckliche Radler und mĂŒssen nicht im Regen draussen noch selber Abendessen kochen. Wir lernen ein Ă€usserst nettes deutsches Ehepaar kennen. Andreas offeriert uns gleich ein leckeres Canadian Beer und die beiden laden uns zum Abendessen ein. Wieder geht ein erlebnisreicher, wunderschöner Tag zu Ende und im wohlverdienten Schlaf versuchen wir diese vielen EindrĂŒcke zu verarbeiten...

 

Unverhofft kommt oft ...

Am nĂ€chsten Tag brauen sich hinter uns wieder dunkle Wolken zusammen, die nichts Gutes verheissen. Wir spĂŒren auf unserer Haut bereits die ersten Tröpfchen, die uns sagen, dass wir ziemlich schnell ein schĂŒtzendes Dach suchen sollten. D14-Cabinoch wir wissen, dieses findet man hier kaum. Die Decke ĂŒber uns wird immer bedrohlicher, da tauchen vor uns tatsĂ€chlich einige kleine HĂ€user auf, es sind kleine Cabins. Doch niemand ist hier. An der Unordnung um die HĂ€user herum scheint der Ort verlassen zu sein. Andi erkundet die Umgebung ein wenig und findet bei einem Cabin eine unverschlossene TĂŒr. Drin steht ein kleiner Tisch und noch zwei Matrazen und es hat sogar Strom. Sieht gemĂŒtlich aus und hier war schon lange niemand mehr. Obwohl wir heute erst knapp ĂŒber 50 km gefahren sind, entscheiden wir uns hierzubleiben und kommen so unverhofft zu einer geschĂŒtzten Unterkunft. Das Gewitter zieht dann knapp an uns vorbei und wir können einen schönen Nachmittag und Abend geniessen.

 

Wir tauschen unsere RĂ€der gegen ein Kanu ...

EinD15-StinkingBridge neuer Tag fĂŒhrt uns zuerst ins tief eingeschnittene Tal des Stinkine Rivers hinunter und danach in einer langen Bergfahrt ĂŒber den wunderschönen 1248 Meter hohen Gnatt Pass, welcher zugleich der höchste Punkt des Cassiar Hwy ist. Eine schöne Hochland Landschaft mit schönen Seen, die noch halb zugefroren sind begleiten unseren Weg. Nach einer tollen Abfahrt erreichen wir die kleine Native-Ortschaft Dease Lake, wo wir nach sieben Tagen wieder unsere LebensmittelvorrĂ€te etwas auffĂŒllen können. In lĂ€ngeren Etappen erreichen wir, einen Tag vor Watson Lake, den Boya Lake Provincial Park. Es ist einer der schönsten Orte, wo wir jemals gezeltet haben. Es hat fast keine Leute, das Wetter traumhaft schön und warm und der spiegelglatte Boya Lake strahlt eine unglaubliche Ruhe aus. Uns ist gleich klar,19-Jack dass wir hier sicher einen ganzen Tag bleiben. Der sehr freundliche Jack, Native und Camping Host, offeriert uns eines seiner Canoes um den grossen Boya Lake mit seinen zahlreichen Inseln zu erkunden. Normalerweise vermietet er die Kanus fĂŒr 40.- Dollar, wir können gratis damit paddeln gehen. Fast lautlos paddeln wir langsam durch das kristallklare, ruhige Wasser, wo sich die BĂ€ume und Wolken drin spiegeln-die Karibik ist schlichtweg nichts dagegen.

18-BoyaLakeCanoe
Auf dem Boya Lake

Nach ĂŒber 700 Kilometer verlassen wir British Columbia und fahren in die Provinz Yukon ein; nochmals 4 km spĂ€ter erreichen wir den grossen Alaska Highway (Hauptverbindung nach Norden), wo wir rechts abbiegen und noch 23 Kilometer nach Watson Lake fahren. Dort dĂŒrfen wir wieder eine „Warm Shower" geniessen und ein paar Tage rasten. ZufĂ€llig erreicht eine halbe Stunde nach uns auch noch eine weitere Radlerin die Warmshower bei Susan und Barry. Wir sind total erstaut und ĂŒberrascht, als sie sagt, dass sie ebenfalls die letzte Nacht am Boya Lake war und ĂŒbernachtet hat. Den ganzen Cassiar Hwy. ist sie also knapp hinter uns gefahren und nie haben wir davon gewusst.

Dieser Streckenabschnitt des Cassiar Highways hat uns stellenweise an die Carretera Austral in Chile erinnert. Er ist einfach toll, landschaftlich wunderschön, ruhig, tierreich und ĂŒberrascht mit schönen Erlebnissen. Auch viele nette Kontakte mit Wohnwagenreisenden durften wir wieder erleben. Die meisten waren nur mit den kleinen Pick-Ups unterwegs und wir sahen keine dieser riesigen, perversen RV-Monster, die noch Auto und Boot mit sich hinterherziehen. Die sind alle auf dem Alaska Highway...

Wir lassen euch alle herzlich grĂŒssen und hoffen, dass es euch auch so gut geht wie uns.

Marion und Andi