picoaustriaLange haben wir auf diesen Höhepunkt warten müssen. Es war organisatorisch ein wenig kompliziert und wir mussten auch unsere Ankunft in Coroico für das Entwicklungsprojekt nochmals um einen Tag verschieben. Doch dann, nach über zwei Wochen in La Paz, war es soweit ...

 

Am Sonntagmorgen, 2. August 2009, starten wir in La Paz mit Vicente, unserem Gastgeber und Privatführer, um zum Ausgangspunkt in den Cordillera Real zu fahren. Schon bald haben wir La Paz und die chaotische Stadt El Alto hinter uns und zweigen von der Hauptstrasse ab, Richtung der mächtigen Bergkette. Rund eine Stunde fahren wir, immer leicht bergauf und auf einer graumsamen Holperpiste, an den Rand des Altiplanos. Das Hochland hier auf rund 4100 m.ü.M. ist dünn besiedelt und die wenigen Bauern leben vor allem von der Lamazucht. Die karge Landschaft ist einerseits von gelben, trockenen Grasbüscheln geprägt und andererseits von den mächtigen Eisriesen im Hintergrund, wie z.B. dem Huayna Potosí mit seinen 6088 Metern.

Die meisten Touristen in La Paz besteigen, oder versuchen es zumindest, den Huayna Potosi mit seinen 6088 Metern. Er gilt als der einfachste 6000er der Welt. Von Annemarie aus der Schweiz, welche einige Jahre in La Paz gelebt hat, haben wir den Tipp erhalten, den Pico Austria zu besteigen. Dieser ist zwar eher unbekannt, ist keine 6000 Meter hoch und ist sehr einfach zu besteigen. Aber der Berg liegt wunderschön in einer fantastischen Gebirgslandschaft, mit Aussicht auf der einen Seite ins Altiplano und auf der anderen Seite in die Gletscher- und Gipfelwelt der Cordillera Real. Es war ein super Tipp und der ideale Berg für uns ... nochmals ein grosses Dankeschön an Annemarie.

Nach zwei Stunden Fahrt erreichen wir in einem Talkessel unseren Ausgangspunkt für die Bergtour. Schon von unten können wir die schöne Spitze des 5353 m hohen Pico Austria sehen. "Wow, there's a lot of snow", sind unsere ersten, etwas ängstlichen Worte an Vicente. "No problem guys, we climb up at the back of the mountain. There's no snow, hopefully", ist die doch beruhigende Antwort von unserem Führer.

 

lamaVorbei an kleinen Seen, an weidenden Lamas und Eseln geht es auf eine kleine Ebene hoch, immer mit Blick auf den links liegenden Pico Austria. Oben auf der Ebene liegt die wunderschöne Laguna Chiar Khota und dahinter gleich ein Basislager, das Ausgangspunkt für viele Hochtouren ist. An der Lagune angekommen müssen wir erstmals kurz stehen bleiben, inne halten und geniessen ... dieser fantastische Blick auf die gewaltigen 5000er Gipfel und Gletscher lässt einem die Worte fehlen. Nur schon für diesen Ort hat sich die Anfahrt gelohnt und wir geniessen nach dem hektischen und quirligen La Paz die Ruhe hier oben.

LagunaChiarKhota

Wir umlaufen die Lagune, vorbei an einigen Zelten im Basislager und steigen dann unter dem Gletscher des Cerro Condoriri hoch. condoririNun beginnt es sehr steil und strenger zu werden. Wir sind ja auch bereits auf 4660 m.ü.M.! Durch unserer Anwesenheit verschwinden neben uns Vizcachas (die südamerikanische Art von Murmeltieren) in ihren Löchern. Immer wieder bleiben wir stehen um auszuruhen und um die Aussicht zu geniessen. Vicente kann uns auch eine Menge erzählen, hat er doch schon viele der umliegenden Gipfel bestiegen. Durch eine sehr steile Schotterhalde erreichen wir einen kleinen Pass, von wo wir eine grandiose Sicht direkt in die Eiswände des Condoriri Ala Isquierda haben. Nun gilt es nochmals eine letzte, steile Schotterflanke hochzusteigen. Vicente hatte recht, auf der Rückseite des Pico Austria hat es keinen Schnee und so können wir ohne Probleme auf den 5353 Meter hohen Gipfel steigen, den wir für uns alleine geniessen können. GipfelPicoAustriaUnd was uns da oben erwartet, übertrifft alle unsere Erwartungen. Kaum auf dem Grat angekommen, können wir in die riesige Ebene des Altiplanos schauen. Weit hinten sehen wir noch den Titikakasee, welchen wir in einigen Tagen mit dem Fahrrad umfahren werden. Rechts, links und hinter uns tut sich ein Panorama auf, wie wir es noch nie gesehen haben. Wir können fast die gesamte Bergkette der Cordillera Real, mit ihren vielen Schneegipfeln überblicken. Uns fehlen die Worte ... einfach fantastisch , beautiful, hermoso !!! Wir können diese Tour allen empfehlen, welche nicht zwingend einen 6000er besteigen und nicht 30 weitere Bergsteiger auf dem Gipfel antreffen möchten.

Vicente, muchas gracias por esta experiencia inolvidable y
por tu muy profesional, simpático y muy interessante guiado.

PanoramaPicoAustria