Durch das Tal des Rio Calchaqui nach Cachi und weiter nach Salta

Yes, we made it ! Wir konnten einfach nicht widerstehen und haben uns für den grossen Umweg über Cachi entschieden! Und um es gleich vorweg zu nehmen ... diese Tour Cafayate - Cachi - Salta ist der absolute Hit. Für uns etwas vom Grossartigsten unserer bisherigen Reise. Deshalb widmen wir dieser Tour einen eigenen Blog.

Cachi 01

31. Mai 2009 - 8:50 Uhr ... wir stehen draussen vor dem Hostal in Cafayate und verabschieden uns von den sehr netten Inhabern, die noch schnell ein Foto von uns machen wollen. Das Thermometer zeigt 2°C unter Null an !!! Wie kalt wird es erst in Cachi oben auf 2400 m.ü.M. oder auf dem hohen Pass sein??? Cachi_02Doch diese Gedanken sind bald passé. Bereits nach wenigen Kilometern haben wir unsere „Betriebstemperatur" erreicht und können uns nach und nach den Handschuhen, Jacke, Ärmlingen und Beinlingen entledigen ... es ist wieder sommerlich warm. Die ersten 30 km haben wir schnell hinter uns, denn die sind noch asphaltiert. Nun folgt der gefürchtete Ripio. Doch auf dem ganzen Weg war er gar nicht so schlimm, wie uns mehrfach prophezeit worden war. Da hatten wir schon viel, viel Übleres erlebt. Eigentlich ist es keine Schotter-, vielmehr eine Sandstrasse. Teils hart, teils auch sehr weich und tief, was unseren Kraftaufwand massiv erhöhte. Doch diese Anstrengungen werden bald ständig mit kurzen und längeren Stopps unterbrochen - „Ahhhh - Ohhhh - Wauuu" ... nein, das sind keine Laute wegen Wehwehchen oder Müdigkeit ... das sind unsere lauten Begeisterungsausdrücke. Ständig ertönt ein „Klick-klick"-Geräusch und schon wieder ist ein Bild im Fotoapparat...

Die Ripiostrasse führt uns an den Rio Calchaqui, der hier im gleichnamigen, breiten Tal fliesst. Wir bemerken sofort, hier sind wir in einer „neuen" Landschaft ... das angrenzende Uferland ist grün bewachsen und gibt diesem Tal einen ganz besonderen schönen Charakter. Begrenzt wird die Talsohle Cachi_03durch hell- und dunkelrote, übergehend in braun, grün und schwarze Felsen. Hügelig, aber immer mit einem leichten Höhengewinn fahren wir dem nahen Fluss entlang. Dann verschwindet die Strasse buchstäblich in einem Meer von Felszacken. Vom Fluss ist nichts mehr zu sehen und die Strasse schlängelt sich kurvenreich in ständigem Auf und Ab, teils mit steilen Rampen durch diese Felsformationen. Fast 20 km geht das so. Dabei passieren den einen oder andere Weiler, wo ein paar Bauern in ihren einfachen Hütten leben. Bei Angastaco kommen wir wieder aus diesem Wirrwar heraus und können gleich danach unser Zelt direkt am Rio Colchaqui, auf knapp 1900 m.ü.M. aufschlagen. Ein herrliches Gefühl in dieser Natur ...

Cachi_04Am nächsten Morgen kriechen wir bei -5°C aus dem Zelt und brauen uns gleich einen feinen Café und bereiten ein warmes Müesli zu. Die Strecke führt nun im offenen Tal Richtung Cachi. Es wird zunehmend grüner und grüner. Wir passieren schöne, alte Kirchen und Estancias, wo auf grossen Feldern Korn und anderes angepflanzt werden. Dieses Grün kommt Cachi_05uns wie eine Oase vor. Wir geniessen es sehr, an Bäumen und Büschen vorbei zu radeln, nachdem wir die letzten 6 Wochen mehr oder weniger durch „braun-graue" Landschaften gefahren sind. Vor unserem nächsten Camp müssen wir überraschenderweise noch einen Pass von 2371 m.ü.M. überwinden. Mit einer schönen Abfahrt verlieren wir aber leider dabei wieder alle Höhenmeter. Es geht es ins wunderschönen Dörfchen Seclantas, wo wir mitten drin auf dem Camping unser Zelt aufschlagen.

Cachi_06Von Seclantás aus nehmen wir nicht die Hauptstrasse sondern fahren am gegenüberliegenden Ufer auf einer schlechten Schotterstrassen entlang der „Ruta Artesanales", wo einige Einheimische ihre Produkte anpreisen. Die letzten 20 km vor Cachi sind dann ein ständiges, kräftezehrendes Auf und Ab und nach 2.5 Tagen erreichen wir den Ort, von dem wir schon zu Hause so viel gesprochen haben. Cachi ist ein kleines Städtchen mit einer schöner Plaza. Es hat einige Strassencafés, was uns besonders sympathisch ist. Die Häuser in der Kernzone sind weiss und geben dem Dorf einen besonderen Charakter. Cachi_08Es hat Kolonialgebäude und eine schöne Kirche mit einem Beichtstuhl aus Kaktusholz. Wir verbringen einen Ruhetag in Cachi, wo wir den nahen Friedhof auf einem Hügel besuchen. Wieder ist es den Tag hindurch so richtig warm - aber umso schneller wandern die Temperaturen am Abend in den „Keller". Auch die Nacht wird sehr kalt, denn unser Zimmer hat keine Heizung! Natürlich wissen wir uns zu helfen und "leihen" uns von einem anderen, nicht besetzten Zimmer, eine portable Elektroheizung, die uns am Morgen das Aufstehen etwas angenehmer macht.

Cachi, 04.06.2009 - 7:55 Uhr.

Cachi_10Wir starten zur Ãœberquerung unseres ersten hohen Passes ... heute ist es leicht bewölkt und gar nicht so kalt wie wir es befürchtet haben. Ab Cachi haben wir für die nächsten 30 km wieder einen guten Asphaltbelag unter uns. Die ersten Kilometer nach Payogasta sind flach und ideal zum Einrollen. Wir fahren an einigen Plätzchen vorbei, an denen rote Paprikaschoten zum Trocknen ausgelegt worden sind. In Payogasta verlassen wir die Ruta 40 wieder, denn die führt hier über den höchsten Pass Argentiniens (Abra de Acay 4986m), Cachi_11welcher äusserst schwierig zum Befahren ist. Aber nun heisst es auch für uns bergauf ... wir drücken die Pedalen durch ... schon bald sind wir auf 3000 m.ü.M., wo wir auf eine riesige Ebene, die Recta Tintin kommen. Die eine Hälfte der Ebene ist mit einem Kakteenwald bewachsen, die andere Hälfte nicht, was uns einmal mehr zum Nachdenken bringt, warum dies wohl so ist. Nach Durchquerung der Ebene (20km) ist der Asphalt zu Ende und eine steile Steigung führt uns auf eine zweite Ebene, auf 3150 Meter hoch. Unsere Pedalumdrehungen werden nun doch etwas langsamer und der Atem schwerer. Immer haben wir, trotz leichter Bewölkung einen herrlichen Ausblick auf die umgebenden hohen Berge. Cachi_12Nun ändert sich der Landschaftscharakter wieder. Die Ebene und die hügelige Umgebung sind mit grün-braunen Grasbüscheln überdeckt. Kurz vor der Passhöhe machen wir nochmals eine kurze Pause, bei der Marion bemerkt, dass sie einen ihrer Beinlinge verloren hat. Doch nur wo? Wir sind beunruhigt, denn Beinlinge und Ärmlinge sind für uns äusserst wichtig und extrem praktisch. Ersetzen sie doch zwei vollständige Kleidungsstücke. Nach einigen Minuten passieren endlich wieder drei Autos die wenig befahrene Passstrasse. Wir halten sie an und erkundigen uns bei den Insassen, ob sie was gesehen haben. Und tatsächlich! Einer kann sich erinnern, dass er 4 km weiter unten etwas Schwarzes gesehen hat ...! Andi fährt dann Strecke zurück und findet den völlig verstaubten Beinling am Strassenrand liegend. Que suerte!

Cachi_17Eine halbe Stunde später erreichen wir dann nach 60 km und ca. 4.5 Stunden wir unseren bisher höchsten Pass mit dem Fahrrad, den Piedra de Molinos auf 3377 m.ü.M. (GPS-Höhe). Ein herrliches Gefühl. Noch herrlicher war der Ausblick und Tiefblick auf der anderen Seite hinunter - das war der Höhepunkt dieser Tour nach Cachi. Die Berghänge haben eine glatte grüne Oberfläche und das Tal fällt äusserst steil in die Quebrada de Ospino hinab. Was, da soll die Strasse hinunter gehen? Unglaublich! In unzähligen Kurven fahren wir vorsichtig auf Cachi_10einer sehr guten Schotterstrasse hinunter und vernichten die Höhenmeter so schnell wie noch nie. Immer wieder müssen wir anhalten, um den Ausblick zu geniessen. Nach etwa 22 km Downhill erreichen wir die Hosteria Maray, wo wir nebenan auf einer kleinen Wiese (!!!)  unser Zelt aufschlagen können. Wieder einmal schlafen wir nicht sehr viel, da die 3 Hunde die ganze Nacht mit „Revier verteidigen" zu tun haben!

Cachi_20Am nächsten Tag dürfen wir nochmals fast 40 km durch ein wunderschönes, grünes Tal hinunterfahren. Mal ist es breit, mal zwängt sich der Bach durch eine enge Schlucht und schon bald hat es wieder richtigen Wald. Die grünen Berghänge sind oftmals von rotgefärbten Felsen durchsetzt - eine traumhafte Landschaft. Dann erreichen wir die Talsohle rund 40 km vor Salta. Nun „müssen" wir, wieder auf vielbefahrener Hauptstrasse Richtung Salta fahren. Die Umstellung von toller Natur und absoluter Abgeschiedenheit in die Vororte und Grossstadt Salta fällt uns nicht leicht. Doch auf der eher langweiligen letzten Kilometer können wir die grossartige Landschaft in unseren Köpfen verarbeiten.

Mit Salta erreichen wir eine der bisher schönsten Städte. Es hat wieder eine sehr schöne Plaza und alte, protzige Kirchen. Durch die Strassen zwängen sich unheimlich viele Leute. Cachi_22Wir sind zuerst etwas erschrocken, denn wir haben seit über 5 Monaten nie mehr so viele Leute auf einem Fleck gesehen. Nicht mal in Mendoza war es so. Doch die Stadt strahlt einen besonderen, freundlichen Charme aus ... Wir treffen wieder Katja und Urs, mit welchen wir schon in Cachi Bekanntschaft gemacht haben. Mit ihnen besuchen wir am folgenden Tag den Hausberg von Salta, von wo wir einen herrlichen Blick auf die Stadt haben. Dabei entdecken wir auch etwas Heimat ... dCachi_23ie Gondelbahn die auf den Berg führt ist von Garaventa (kurze Anmerk.: wir sind natürlich zu Fuss hinauf J). Nun werden wir 4-5 Tage hier bleiben ... wir möchten hier auch auf Johannes (wir haben ihn und Timo in Patagonien schon angetroffen) warten, um evt. mit ihm zusammen durch Bolivien zu fahren.

Eine weitere Entscheidung!
Der weitere Weg Richtung Norden ist zurzeit noch völlig ungewiss. Wir dürfen wieder eine nicht ganz einfache Entscheidung treffen... Aufgrund der Kälte und evt. Schnee werden wir vielleicht nicht wie geplant über den Pso. Jama (4820 m.ü.M.) nach Chile (San Pedro de Atacama) fahren, sondern direkt nach Bolivien über La Quinca/Villazone. Wir tun uns wirklich schwer mit dieser Entscheidung und sind hin- und hergerissen, da beide Strecken landschaftlich fantastisch sein sollen. Wir werden uns wahrscheinlich im letzten Moment, in Purmamarca (ca. 160km von Salta entfernt),entscheiden ...

Nun machen wir uns bald auf, um die letzten Kilometer im schönen Argentinien zu geniessen...

Hasta luego en Bolivia o en Chile!

Marion y Andi