Tok - Anchorage - Denali Hwy.- Fairbanks - 19. Mai bis 12. Juli 2010

 

 

 

 

 

 

 

If we listen to the nature,

we will know what to do.

 

 

Denali National Park (Alaska)

 

PlĂ€ne sind da, um ĂŒber den Haufen geworfen zu werden. Unser Zeitbudget lĂ€sst uns noch viel Spielraum und so bauen wir auf unserem Weg von Tok nach Fairbanks einige Schlaufen ein. ZusammengezĂ€hlt sind es schlussendlich ca. 1200 km Umweg. Aber Alaska ist es wert und das Radeln im Dreierteam mit Claude ist einfach Klasse.

 

Welcome to Alaska ?

Free all you can eat Breakfast ... dies ist der 1. Preis beim Pancake Zielwerfen. Wenn das nicht verfressene Radler anzieht? So steuern wir mit grosser Vorfeude den Sourdough (Sauerteig) Campround ausserhalb Toks an. PancakeWerfenLeider entpuppt sich das Pancakewerfen als gar nicht so einfach und wir mĂŒssen am nĂ€chsten Morgen wieder unsere tĂ€gliche Haferflockenration runterwĂŒrgen. Aber es kommt noch schlimmer: Claude und Marion schauen Andi nur noch sprachlos und mit grossen Augen an, als dieser ihnen die Nachricht ĂŒberbringt: „Wir sind soeben vom Campingplatz geschmissen worden! Sofort alles packen und weg". Uff, das war ein Schock und total ĂŒberraschend. Der Grund liegt darin, dass wir die zweite Nacht nicht sofort am nĂ€chsten Morgen bezahlt haben. Wir alle waren mit WĂ€sche waschen, Einkaufen und Newsletter schreiben zu sehr beschĂ€ftigt, so dass wir es schlichtweg vergessen haben. Zudem gab es auch noch ein MissverstĂ€ndnis, weil wir nicht strikt Claudes kleines Zelt zusĂ€tzlich deklariert hatten. So sollen wir fĂŒr die 2. CampChurchNacht das Doppelte bezahlen und mehr als ein Monster-RV mit 4 Personen und mit Strom- und Wasseranschluss. „MeinSohn arbeitet bei den State Troopers und die rufe ich an, wenn ihr in zehn Minuten nicht verschwunden seid!!!", ist dann noch das SahnehĂ€ubchen, als die Inhaber zum dritten Mal zu unserer Campsite zurĂŒckkommen, um uns zu beschimpfen. Jetzt verstehen wir die Welt definitiv nicht mehr!?! Da es schon spĂ€ter Nachmittag ist, finden wir unweit ein PlĂ€tzchen bei einer „Kirche". Der Pastor hat Erbarmen mit uns und lĂ€sst uns auf seinem „heiligen" Boden, direkt vor dem Kircheneingang, das Zelt aufschlagen. Schade, mit der Dusche vor der Weiterfahrt wird es nun nichts mehr. So waren also die ersten Tage in Alaska nicht gerade sehr einladend und so viel zur Alaskanischer Toleranz.

 

Auf nach Anchorage ...

Das Wetter ist merklich schlechter, seit wir uns auf Alaskanischem Boden befinden, doch der Regen beschrĂ€nkt GlennHwy2sich meist auf ein paar wenige Stunden mit Nieseln und immer mal wieder guckt auch die Sonne hervor, damit alles, was gerade nass geworden ist, schnell wieder trocknen kann. So liebt es doch der Camper! Nicht auszudenken, wie es wĂ€re, im Regen zu frĂŒhstĂŒcken, das Zelt abzubauen, zu radeln, Pause zu machen, das Zelt wieder aufzubauen und Abendessen zu kochen. Kochen und essen im Zelt geht nicht wegen den BĂ€ren und so schöne Shelter wie in Kanada gibt es hier nicht mehr.

Durch Ă€hnliche WĂ€lderlandschaften fahren wir auf dem Tok Cut-Off Highway eher unspektakulĂ€r und mit hartem Gegenwind Richtung SĂŒdwesten bis nach Glennallen, wo der lange, nicht steile WartenAufstieg zum Eureka Pass (1028 m.ĂŒ.M.) beginnt. Wir erhalten einen fantastischen Blick ĂŒber das nun breite, wunderschöne Hochtal. Doch leider verbergen uns wieder viele Wolken die imposanten Wrangell- und spĂ€ter Chugach Mountains. Gleich nach dem Pass fahren wir unseren 20‘000. Kilometer. Die Fahrt wird nun wieder interessant, hĂŒgelig und abwechslungsreich ... Wir erreichen den Matanuska Glacier, der sich bis weit ins Tal des Matanuska Rivers zieht. Dank einer Nacht hinter einem ausgedienten Souvenirshop, haben wir die beste Sicht auf den Gletscher und als am Abend auch noch ein Moose am Zeltplatz besucht sind wir total glĂŒcklich. Den ganzen Tag begleitet uns der imposante Matanuska River am folgenden Tag. WĂ€hrend der Fluss ChugachMtmit gleichemĂ€ssigem GefĂ€lle gemĂ€chlich dahinfliess, klettern wir am Talhang die ganze Zeit schweisstreibend hoch und runter, hoch und runter. Nach fĂŒnf Tagen, die letzten 50 km auf einer hĂ€sslichen Autobahn, erreichen wir Anchorage, die grösste Stadt in Alaska, welche im Cook Inlet gelegen ist. Eigentlich sollten wir dort ein PlĂ€tzchen zum Bleiben haben, aber der gute und nette Mann, der damals mit seinem Auto am Strassenrand abrupt gestoppt und uns die Telefonnummer seiner Tochter gegeben hat, hat ihr aber nie von uns erzĂ€hlt. Und so war sie derart perplex als wir anrufen, dass sie um Bedenkzeit bittet und sich nie wieder meldet. So radeln wir in Anchorage zum Visitor Center, um uns ganz ungewohnt nach Hostels zu erkundigen. Leider alles ausgebucht, mĂŒssen wir uns sagen lassen...

 

Erfreuliche Überraschung in Anchorage ...

Als wir etwas ratlos rumstehen, kommt auch schon, wieder einmal mehr, Mister GlĂŒck und Zufall dahergelaufen ... Erik ist diesmal sein Name, ein Chirurg und grosser Gentlemen. Er fragt uns spontan nach einem kurzen GesprĂ€ch, ob wir schon eine Bleibe hĂ€tten. Auf unser etwas verweifeltes „NEIN" meint Erik sofort: PizzaAnchorage„Ich finde schon was fĂŒr euch und wenn nicht, nehm ich euch nach Eagle River mit, wo ich wohne (20 km ausserhalb Anchorages)." Dann startet er eine SMS- und Telefonaktion an all seine Bekannten und Freunde in Anchorage. Eine Stunde spĂ€ter ist die Unterkunft gefunden und zwei Stunden spĂ€ter sitzen wir mit seiner gesamten Familie bereits im trendigsten Restaurants von Anchorage und geniessen leckere Pizzas, Bier und köstlichsten Cheescake. Das hĂ€tten wir uns nie Traum vorstellen können. So verbringen bei Anna, einer ganz aufgestellten Radlerin, drei erholsame, schöne Ruhetage, wĂ€hrend denen es sich so richtig ausregnen kann. Eines Abends klart der Himmel aber gegen halb elf ganz plötzlich auf und der ganze Himmel erscheint golden. Wir hĂŒpfen auf unsere RĂ€der um SunsetAnchoragedieses Spektakel sehen zu können und werden Zeuge eines der spektakulĂ€rsten SonnenuntergĂ€nge unserer Reise. Und dies um halb zwölf in der Nacht! Ganz weit in der Ferne können wir auch die Spitze des Denali (Mount McKinley) erhaschen. Aber dies kann uns noch nicht befriedigen: Den wollen wir noch ganz sehen! Also auf in Richtung Denali National Park...

 

Ein grossartiger Park

DallSheep2

Es ist wohl der wohl grösste Anziehungspunkt in Alaska ... der Denali National Park, dessen Besuch es trotz der vielen Touristen alleweil wert ist. Doch der Weg dahin, fĂŒr uns immerhin fĂŒnf Tage, ist nicht sehr attraktiv. Der Parks Highway zieht sich tagelang unattraktiv durch WĂ€lder und zum Teil hĂ€sslichen und komischen Gegenden wie das Sarah Palin Country Wasilla. MtMcKinleyAuch hier oben haben wir von einheimischen lustige Anekdoten von der ehemaligen Gouverneurin erzĂ€hlt bekommen! Einziger Höhepunkt ist der Denali Aussichtspunkt entlang des Highways, von wo man einen tollen Ausblick auf den höchsten Berg Nordamerikas, den Mt. McKinley, haben soll. Aber wir haben wieder Pech, fĂŒr Andi ist es nun schon das 3. Mal, dass er den Berg nicht sehen kann. Doch wir geben nicht auf... Obwohl es erst Mittag ist, entscheiden wir uns, direkt hier beim Aussichtspunkt zu campen und zu warten ... vielleicht ist uns das GlĂŒck doch noch hold. Es sieht gar nicht danach aus... Doch tatsĂ€chlich am spĂ€ten Nachmittag reisst sich ein Loch in die Wolken und die DallSheepeisigen Nord- wie auch SĂŒdgipfel des Mt. McKinley werden freigelegt - Fantastisch!!!

Zwei Tage spĂ€ter stehen wir auf der Nordseite des Denali Massivs am Eingang zum grossen Denali National Park. Zum Ärger vieler Amis hat der Park ganz strenge Reglemente. No fishing, no hunting, no Cars, no Quads ... also no fun! So befinden sich nur die Touristen im Park, die Natur suchen und das macht einen riesen Unterschied. Wir fĂŒhlen uns wie in einer Oase und können uns von den letzten etwas nervenaufreibenden Radeltagen erholen.Der Park ist ein Highlight, die Natur wunderschön und hier kann man Wildlife sehen, was sonst in Alaska eher eine GlĂŒckssache ist. GroundSquirrelUnd hier kann man den mĂ€chtigen Mt. McKinley aus nĂ€chster NĂ€he sehen ... wenn man GlĂŒck hat, denn nur 20% der Besucher sehen den Berg, der sonst immer in Wolken gehĂŒllt ist. WĂ€hrend Claude die lange Bustour zum Wonderlake unternimmt, gehen wir beide auf eine „geheime" Wanderung. Von unserem Freund Chlaus Lötscher (www.alaska-wildtrek.ch) wissen wir, wo man abseits Dall Sheeps beobachten kann. Nach einer halben Stunde Fahrt mit dem gratis Shuttle in den Park hinein, wandern wir abseits eine Stunde steil eine Bergflanke hoch. Kurz bevor wir den Grat auf 1300 m.ĂŒ.M. erreichen, entdecken wir die nicht gut sichtbaren Dall Sheeps hinter einem Felsen. MooseNur wenige Meter von uns entfernt suchen sie in der kargen Vegetation nach Futter. Eine halbe Stunde verweilen wir dort oben bei heftigen Winden und geniessen die Tiere, die fantastische Aussicht und die totale Abgeschiedenheit. Am nĂ€chsten Tag sind wir froh, noch einmal einen Tag im Park verbringen zu können ... Nach eineinhalb Jahren auf dem Rad haben sich unsere Beinmuskeln total verĂ€ndert und sind nicht mehr fĂŒrs bergab Wandern vorgesehen. Dementsprechend war dann auch der Muskelkater in den nĂ€chsten Tagen ziemlich schmerzhaft. Aber hier wandern zu gehen ist wirklich etwas Wunderschönes und wir sehen viele Tiere: Moose, Dall Sheeps, Ptarmigans, Ground Squirrels, ein Redfox und Murmeltiere.

 

Unser Highlight in Alaska ...

Wir sind nur noch zwei(!) Tage von Fairbanks entfernt, die Wetteraussichten sind miserabel und es lockt sehr, dem Ziel nĂ€her zu kommen. Trotzdem können wir dieser Verlockung widerstehen.  Nicht aber der VerlockungAlaskaRange2 Denali Highway. Es ist die 220 km lange Schotterstrasse durch die Berge, welche den westlichen Parks Hwy. mit dem östlich gelegenen Richardson Hwy. verbindet. Dies bedeutet, nach eineinhalb Monaten Abschied von Claude zu nehmen, die direkt nach Fairbanks fahren will. Wir hatten eine super schöne Zeit zusammen Wir fahren nun aber nicht wieder zu zweit weiter, nein, wir haben bereits wieder einen neuen Gast. Es ist Michael aus England, wieder ein Soloradler. Im Denali Park haben wir ihn angetroffen und er möchte mit uns den Denali Hwy. fahren. Cool!

Wieder einmal war unsere Entscheidung gut getroffen. Der Denali Highway entpuppt sich als das bisherige Highlight in Alaska. Die harte und strenge Schotterstrasse mit vielen Anstiegen fĂŒhrt uns durch einsame, wunderschöne Landschaften, entlang der hohen Gipfeln der CampMcLarenRiverAlaska Range. Wir fahren durch einzigartige Tundra und Taiga Landschaften, ĂŒberqueren die grossen FlĂŒsse wie den Susitna River, die hier oben in den Gletschern ihre Quellen haben. Haben wir am ersten Tag noch stark bewölkten Himmel, dĂŒrfen wir am zweiten und dritten Tag bei schönstem Wetter durch das Hochtal pedalen, mit den bisher imposantesten Weitblicken auf die weissen Gipfeln der Alaska Range. Mit dem McLaren Pass (1260 m.ĂŒ.M.) ĂŒberqueren wir den zweit höchsten Pass in Alaska. Nur zwischendurch wird die herrliche Stimmung durch einen platten Reifen von Andi gestört. Ja, es ist eine ganze Serie von „Flat Tires. Der eine Pneu ist so schlecht, dass ein Ersatzreifen aufgezogen MtDeborahHesswerden muss. Nach drei Tagen erreichen wir auf der anderen Seite den kleinen Ort Paxson, bestehend aus einem Restaurant und einer Bar. Mit absolut sensationellem RĂŒckenwind, wie wir es noch nie auf der ganzen Reise hatten, radeln wir am nĂ€chsten Tag 133 km entlang des Delta Rivers nach Delta Junction und treffen dort nicht nur wieder auf den Alaska Highway, nein, wir treffen auch wieder Claude, die von Fairbanks kommend Richtung Dawson City unterwegs ist. Gemeinsam schlagen wir auf einem Campground das Zelt auf und verbringen nochmals einen schönen Abend zusammen.

Am nĂ€chsten Morgen sind wir alle bereits um 10:00 Uhr in der Buffalo Bar von Delta Junction zu finden ... nein, nicht zum WM-FinalBier trinken ... es ist der Tag des Finalspieles der Fussball-Weltmeisterschaft in SĂŒdamerika und in dieser Bar können wir auf einem grossen Monitor das Spiel verfolgen, wĂ€hrend es draussen weiter regnet, wie schon die ganze Nacht. NatĂŒrlich ist hier ausser uns EuropĂ€ren niemand an diesem Spiel interessiert. In der verrauchten Bar treffen wir auch einen echten GoldgrĂ€ber, der uns stolz seinen Verdienst aus purem Gold prĂ€sentiert. Rund US$ 5'500.- Wert ist der Inhalt seines Döschen, das er so locker in der Hand hĂ€lt. Am frĂŒhen Nachmittag setzen wir, nun wieder „nur" noch zu zweit, unsere Fahrt nach Fairbanks fort. Topografisch sind diese zwei Tage kein Problem mehr, doch der Wind hat 180 Grad gedreht undGold ist fast zu einem Sturm angewachsen. Wir fĂŒhlen uns wieder einmal mehr nach Patagonien zurĂŒckversetzt und erreichen mit schweren Beinen unsere letzte grosse Stadt im Norden ... Fairbanks ! Bei Carol haben wir wieder eine super "private" Unterkunft gefunden, welche uns von Leuten aus Los Angeles vermittelt wurde. Da das GĂ€stezimmer bereits vermietet ist, schlagen wir unser Zelt auf dem Balkon auf. Wir lieben es ja, an der frischen Luft zu sein, nur ist die Luft zur Zeit ziemlich rauchig hier. Wie schon vor sechs Jahren als wir hier waren, hat es in der Umgebung wieder WaldbrĂ€nde, die Fairbanks mit ihrem Qualm und Russpartikeln zeitweise total einhĂŒllen.

 

Nervös?

Unsere Spannung steigt ... langsam werden wir doch tatsĂ€chlich ein wenig nervös ... wir stehen nur noch ca. 10 Tage vor unserem grossen Ziel der Prudhoe Bay. Doch diese 10 Tage und die 800 km in diese Ölbucht hoch werden neben dem Paso Jama in SĂŒdamerika wohl die grösste Herausforderung unserer Reise sein. Stellt euch vor, es hĂ€tte auf der Strecke ZĂŒrich-Hamburg keinen einzigen Laden, nur genau zwei Truckstop- Restaurants und praktisch die gesamte Autobahn besteht nur aus Schotterstrasse. Tja, das steht uns bevor! Wir bereiten uns nun intensiv auf den Schlussspurt vor und starten in 3-4 Tagen Richtung Arctic Sea ...

Bye, bye

Andi and Marion