Heute schreibt der Ghostwriter erstmals aus Sardinien, wo er auf die Ăśbergabe des Seglers wartet. Umso mehr spĂĽrt er die Dramatik und den Druck, der auf dem Signgate Team lastet. Ganz grosse Sache Jungs, welche ihr da leistet.
Der Morgen: Das Aufstehen fällt einem schwerer und schwerer. Unsere Köper sind müde und heute mussten wir sogar eine Stunde früher an den Start. Punkt 8:00 Uhr wurde in Livigno zur Königsetappe gestartet – 106 km und 3451 Höhenmeter!!! Und die hatten es auch wirklich in sich … Bänz und ich sind sehr (an)gespannt, denn beide

von uns haben bisher noch nie zuvor eine solche lange Biketour gemacht und das ganze erst recht nicht unter Rennbedingungen!!!
Die Strecke heute ist wunderbar, die Routenwahl aber für uns nicht immer optimal gewählt. In Livigno schicken sie uns (über 1000 Fahrer) direkt in einen extrem steilen Schotterweg … da ist Stau vorprogrammiert. Fahren kann man da nicht mehr, also schieben wir den ersten Hügel fast alles hoch. Die Abfahrten haben es auch in sich … für uns waren es die bisher Schwierigsten … sehr ruppig, technisch schwierig und einige Stellen waren nur zu Fuss zurückzulegen – das ginge noch, aber wenn man nach sechs Stunden, über 3000 Höhenmeter und total müde in eine solche Abfahrt kommt, verlangt es von einem nochmals die höchste Konzentration. OK – nicht vergebens ist es eines der härtesten Bikerennen der Welt.

Die Tour: Uns beiden läuft es sehr gut. Bänz ist auch heute, wie immer diese Woche, mega stark aber auch ich fühle mich endlich richtig fit. Ich kann sogar in den flacheren Stücken im harten Gegenwind Führungsarbeit übernehmen. In den steileren Anstiegen habe ich aber nach wie vor einen Leistungseinbruch – scheinbar kann ich meine volle Leistung noch nicht abrufen – dabei wäre dies genau meine Stärke – ich mache eine neue Erfahrung diese Woche und hoffe nur, dass ich dann nicht nächste Woche nach Abschluss der Transalp meine Leistung voll da ist – na gut, dann hat wenigstens Signgate etwas davon.
Nach vier Stunden und drei Bergen erreichen wir den zweiten Verpflegungsposten in Grossotto. Dort wartet überraschenderweise unser Betreuerteam M&M auf uns - welch eine Freude. Unsere Stimmung hier ist super und wir sind sehr zuversichtlich für den folgenden Hammeraufstieg. An einem Stück geht es 1500 Höhenmeter auf die Malga Salina hoch. Zw

ei Stunden benötigen wir für den vor allem zu Beginn sehr steilen Aufstieg. Wir können sogar Teams überholen. Trotzdem, es war richtig tuff und wir kommen einmal mehr an unsere Leistungsgrenze. Mein Puls geht, trotz höchster Anstrengung nicht mehr über 135 … ein Trost, alle Fahrer haben hier bös gelitten… als es dann in die zuvor besagte schwierige Abfahrt geht, sind wir total happy. Wir wissen, dass wir super im Rennen sind.
Weit unten dann der fatale Fehler! Durch ein, aus einer Einfahrt herausfahrendes Fahrzeug, sehen wir den Abzweiger von der Strasse in einen Pfad nicht. Wir fahren auf der Strasse bis fast in den Talboden hinunter und bemerken erst dort, aufgrund fehlender Wegweiser, dass wir falsch sind. Es gibt nur eines … wieder hoch – rund 400 Höhenmeter. Wir sind nicht die einzigen, weitere Fahrer sind falsch gefahren. Ich nerve mich ziemlich, da wir dadurch ca. 25 Minuten verlieren. Das und natürlich auch die körperliche Anstrengung des ungeplanten 400m Aufstieges haben an unseren Kräften gezerrt.
Die Schlusssteigung: Die letzten 10 Kilometer bis ins Ziel sind somit doppelt hart …wir beide fahren am Anschlag und natürlich geht es nochmals rund 250 Meter den Berg hoch - es ist fast zum Verzweifeln. Völlig erschöpft erreichen wir nach über sieben Stunden das Ziel in Ponte die Legno. Wir haben heute durch den Umweg fast 3900 Höhenmeter gefahren!!!
Am Ziel: Das war definitiv das Härteste, was ich bisher gemacht habe. Lieber fahre ich nochmals von Patagonien nach Alaska
www.marandi.ch, als nochmals eine solche Etappe. Wir sind so erschöpft, dass wir am Ziel nichts essen können. Erst nach zwei Stunden im Hotel erholen wir uns langsam und sind wieder einigermassen „ansprechbar“ und können unsere Tanks wieder füllen.
Gute Nacht, wir wollen nun einfach nur noch schlafen. Morgen wartet die nächste und so wie wir das beurteilen können, letzte Hammeretappe nach Madonna di Campiglio, mit wieder über 3200 Höhenmeter, auf uns. Es ist die zweitletzte Etappe. Wir dürfen langsam an ein Ende dieser Hammertour glauben. Verleiht uns das nun morgen die Flügel des Signgate Adlers?